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Archiv-Artikel

plädoyers im taxiraub-prozess Maßloses Plädoyer

Ja, der Fall des angeschossenen und für ein paar geraubte Euro in den Rollstuhl verbannten Taxifahrers ist tragisch. Aber einen geständigen Angeklagten dafür – wie es jetzt die Staatsanwaltschaft fordert – fast 15 Jahre in den Knast schicken zu wollen ist schlicht maßlos. Und ungerecht.

Kommentar von Jan Zier

15 Jahre Haft, das ist in aller Regel jenes Höchstmaß an Strafe, was die hiesige Rechtsordnung überhaupt vorsieht. Nicht allein für versuchten Totschlag. Auch ein zu lebenslänglich verurteilter Mörder wird bei guter Führung nach 15 Jahren entlassen. Eine solche Strafe würden dem 24-Jährigen Täter auch die kleinste Chance auf Resozialisierung nehmen. Seine Sozialprognose fällt ohnehin schlecht aus: Er gehört zu jenen Menschen, die auf fast prototypische Weise auf die schiefe Bahn geraten sind.

Die Justiz ist mit Tätern wie diesem überfordert. Eigenverantwortung für sein Leben zu übernehmen – er hat es nie gelernt. Im Knast dürfte er nur bei jenen Halt finden, die seiner kriminellen Karriere noch einen richtigen Schub geben können.

Dieses Plädoyer der Staatsanwaltschaft bedient nur billiges Rachedenken. Und nicht einmal das Opfer hat daran Interesse bekundet. Die Justiz kann an dieser Stelle keine Gerechtigkeit schaffen. Und was der Täter bräuchte, wäre vor allem eine Therapie.