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Archiv-Artikel

petersens pranger Als Bürgermeister ein Risiko

Die Nachricht hat uns sprachlos gemacht: „SPD-Chef will Adressen von Sex-Gangstern veröffentlichen.“ Wie? Der distinguierte Herr Petersen, Arzt mit Bürgermeister-Stammbaum und dem Ehrgeiz, selbst Bürgermeister zu werden? Daraus wird nichts. Die SPD muss sich einen anderen Kandidaten suchen.

KOMMENTARVON GERNOT KNÖDLER

Mittelalterliche Strafen, wie die Wiedereinführung des Prangers, nehmen wir aus George W. Bushs Amerika kopfschüttelnd zur Kenntnis. In Hamburg, glaubten wir, kämen dafür nur lächerlich weit rechts stehende Politiker wie Roger Kusch oder Ronald Schill in Frage. Dass sich der SPD-Landesvorsitzende aus ihrem Arsenal bedient, ist ein Schock.

Petersen untergräbt das Vertrauen aufgeklärter, fortschrittlich gesinnter Wähler in die Sozialdemokratie. Wie könnten sie SPD wählen, wenn deren Chef die CDU rechts überholt? Petersen verwahrt sich zwar gegen den Vorwurf des Populismus. Dass er in Bild den Pranger forderte – einen Tag nachdem das Blatt verlangt hatte, eine Sexualverbrecher-Kartei wie in New York einzuführen – macht ihn unglaubwürdig. Es sieht so aus, als hätte er versucht, mit einer knalligen Forderung zu punkten, weil es ihm schwer fällt, eine Alternative zur Senatspolitik anzubieten.