paul raabe erhält preusker-medaille : Der Gott der Bibliothekare
Verehrung. Wenn etwas über den Bibliothekar Paul Raabe gesagt oder geschrieben wird, dann ist das immer Ausdruck tiefster Verehrung – und das nicht nur im Rahmen von Preisverleihungsreden, wie sie gestern in Oldenburg erneut geschwungen wurden: Raabe erhielt in seiner Geburtsstadt die Karl-Preusker-Medaille der deutschen Literaturkonferenz. Sie wird seit 1995 jährlich verliehen und ist dem Andenken Karl Benjamin Preuskers gewidmet, der in Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts die erste öffentliche Leihbücherei gegründet hat.
Und dass der 79-jährige Raabe die Auszeichnung erhält, ist überfällig: Zuletzt hat er, nach der Pensionierung, die Franckesche-Stiftung in Halle wiederbelebt – die Sanierung eines ganzen, im philanthropisch-pietistischen Geist der Frühaufklärung errichteten Stadtteils inklusive. Zuvor hatte er – von 1968 bis 1992 – die Herzog-August-Bücherei in Wolfenbüttel zur modernen Forschungsstätte weiterentwickelt. Und deren Leiter war er geworden, nachdem er die Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs in Marbach aufgebaut hatte. „Der Bibliothekar müsste der Partner des Wissenschaftlers sein“, hat Raabe gefordert. Worin eine solche Partnerschaft bestehen kann, das hat er vorgelebt: im Freischaufeln von Quellen. So ist es hauptsächlich seinen Mühen zu verdanken, dass die expressionistische Literatur nicht vergessen worden ist.
Die Ehrfurcht, die ihm aus seiner eher anekdotenarmen Zunft entgegenschlägt, hat sogar literarischen Niederschlag gefunden –in einem der Tagebücher Walter Kempowskis. Der Großschriftsteller notiert, wie er, Anfang der 1980er Jahre schon ziemlich renommiert, in Wolfenbüttel vorstellig wird. Einen Mitarbeiter der Herzog-August-Bibliothek fragt er, ob denn der Herr Raabe zu sprechen sei. „Sie meinen Hern Professor Raabe?‘“, weist der den Romancier zurecht, nein, der sei „in irgendeinem Haus hier auf dem Gelände“. Kempowski wird ihm mit Nachdruck seinen Namen nennen, ja ihn sogar buchstabieren und muss doch feststellen, dass dessen Glanz nicht genügt: Der Fixstern Raabe überstrahlt ihn. Vorgelassen wird er nicht. bes