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Archiv-Artikel

panzer für die türkei Strucks obszönes Ziel

Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck ist wirklich zu bedauern. Da soll er Deutschland am Hindukusch verteidigen, und gleichzeitig werden ihm ständig die Mittel gekürzt. Struck streicht und streicht, einen Standort nach dem anderen, und doch reicht es nicht. Dabei geht es längst ans Eingemachte. Aus dem Stolz der deutschen Armee, den Panzerbataillonen mit ihren gefürchteten „Leopard II“, sind nur noch ein paar Dekorationsstücke zurückgeblieben. Hunderte der teuren Exemplare wurden ausgemustert, stillgelegt und verstopfen nun die bundeswehreigenen Abstellplätze.

KOMMENTARVON JÜRGEN GOTTSCHLICH

Wen wundert es, dass Struck angesichts dieser Situation jeder noch so vagen Möglichkeit, aus dem zukünftigen Schrott jetzt noch Geld zu machen, begeistert nachgeht. Seit Wochen wird aus dem Verteidigungsministerium deshalb gestreut, die Türkei wolle deutsche Panzer kaufen. Zwar war aus Ankara bislang nichts Derartiges zu hören, und auch von den vielen türkischen Experten, die angeblich bereits in Deutschland waren, hat sich in der türkischen Öffentlichkeit bislang keiner gemeldet. Aber nichtsdestotrotz ist der geplagte Verteidigungsminister in die Türkei gereist, um sein Glück zu versuchen.

Doch erstens braucht die Türkei zwar alles Mögliche, nur keine Panzer. Im Gespräch mit der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth hat Ministerpräsident Erdogan mehrfach betont, sein Land hätte gerne Unterstützung im Bildungs- oder Gesundheitsbereich statt in militärischer Hardware. Zweitens aber ist der türkische Verteidigungsminister im Vergleich zu Struck wirklich arm. Deshalb hat selbst der Generalstab den Kauf neuer Panzer ad acta gelegt und beschlossen, lieber die vorhandenen Modelle noch einmal auffrischen zu lassen, in Israel übrigens.

Statt froh zu sein, dass die Türkei endlich beginnt, ihre Prioritäten zu verändern, bedrängt Struck jetzt die Regierung wie ein amerikanischer Autoverkäufer einen unschlüssigen Kunden: Riesen-Rabatt, jetzt nehmen, später zahlen oder gleich ganz umsonst, nur eben in Deutschland für etliche Millionen Euro umrüsten lassen. Es hat etwas Obszönes, dass die erste Konsequenz aus dem verhalten positiven Bericht der EU-Kommission darin bestehen soll, alte Panzer an den Bosporus zu verlagern. Und wenn es dazu kommt – dann vor allem deshalb, weil Ankara auf das Wohlwollen Berlins im EU-Annäherungsprozess dringend angewiesen ist.

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