oper : Dampfendes Begehren und das Aroma junger Weiblichkeit
Leicht tappt einer in die Falle, wenn er all zu sehr mit der Absicht inszeniert, zu Herzen gehen zu wollen und daher mit heiterem Treiben der Tiere eine Kinderbuchwelt heraufbeschwört. Kinder und Kinderchor gelangen in Leoš Janáčeks 1924 uraufgeführten Fuchs- und Förster-Oper „Přihody lišky bystroušky“ ohnedies auf eine problematische Weise zum Einsatz.
Das Werk zielt freilich kaum auf Kindheitsmuster. Das „Schlaue Füchslein“, das in Köln in weithin unverständlichem Deutsch gesungen wird, war von der Liebe des alternden Komponisten zur äußerst emanzipierten jungen Kamila Stösslová inspiriert: Ein alternder Förster genehmigt sich im tiefen Wald ein Nickerchen, hängt in Gedanken seiner ersten Liebe nach, wird aber durch das neckische Treiben einer jungen Füchsin aufgeschreckt. Er fängt das Tier. Dessen Bild fließt in eins mit dem der jungen Zigeunerin, die er begehrt; auf sie hat es auch der Dorfschulmeister und der Ortsgeistliche abgesehen, der allerdings strafversetzt wird.
Torsten Fischer zeigt Terynka bereits zu den einleitenden Takten, die Roger Epple recht undifferenziert aussteuert. Lolita entlässt, hübsch drapiert vorm großen Mond über Mähren, zwei Schwäne in die Freiheit, bevor der Weidmann sie pantomimisch „nimmt“.
Schrill wimmelt ein grellbuntes Tierballett (so recht nach dem Geschmack der Karnevals-Kölner!): Libellen und ein Heuschreck, dazu Igelpaar, Eichhörnchenquartett, Froschensemble und ein auch in Reih und Glied zum Eierwerfen sich aufstellender Hühnerhaufen. Johannes Preißinger gibt mit gewichtiger Stimme den Dackel, Samuel Youn mit Stentorstimme den Háraschta. Der Titelpartie aber bleibt Regina Richter mit einer zu dünnen und scharfen Stimme manches schuldig.
Die Linie der guten Laune setzt sich fort, wenn die Frau des Försters dessen Fetisch mit der Flinte aus der Welt schaffen will, von diesem aber rechtzeitig entwaffnet und mit dem Schießprügel bedroht wird. Überhaupt zeigt Fischer das Begehren der Männer so dampfend wie das Aroma der jungen Weiblichkeit ansprechend: Die Fuchsjungfrau büchst aus. Der fröhliche Háraschta erlegt die junge Füchsin; er heiratet Terynka. Der Förster ist am Ende mit seinem Träumen so allein wie zu Beginn. Aber das tut im dekorativen Ambiente nicht weh.
FRIEDER REININGHAUS
„Das schlaue Füchslein“, Opernhaus Köln, am 23 und 25.6 sowie am 3., 6., und 8. bis 10.7 jeweils 19.30 Uhr; Kartenreservierung: 0221/2 84 00