olympia: Feiern mit den Wahnsinnigen
Dort waren Verrückte am Werke. Auf diesen knappen Nenner lässt sich die Erinnerung an die letzte Bewerbung Berlins für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2000 bringen. Lassen wir die alten Archivordner lieber verstauben, die von großer Hybris und kleiner Korruption künden. Lassen wir uns aber auch keine Märchen erzählen, das Scheitern der peinlichen Bewerbung sei ein politischer Sieg für irgendjemanden gewesen. Sprechen wir von der Gegenwart.
Kommentar von ROBIN ALEXANDER
Heute ist Berlin Hauptstadt. Neue Leute sind zugezogen, was sich für Ton und Klima in der Stadt heilsam auswirkt. Manchmal scheint es, als würden die so unterschiedlichen Milieus dieser seltsamen Stadt sogar miteinander ins Gespräch kommen. Ja, und ein paar Sportstätten mehr als Anfang der Neunzigerjahre gibt es auch: Warum soll sich Berlin nicht für Olympia bewerben – wie andere Städte?
Weil sich die Mitbewerber in einem wesentlichen Punkt von Berlin unterscheiden: Sie funktionieren. Das kann man von Berlin nicht behaupten. Die einmalig hohe Verschuldung der Stadt macht demokratische Selbstverwaltung de facto unmöglich. Berlin saniert sich nicht, andere werden Berlin sanieren müssen. Umsonst werden sie das nicht tun. Schon jetzt bestimmt letztlich der Kanzler und nicht mehr der Wähler, wer hier regiert. Und diese Metropole der Bittsteller und Unmündigen will zum weltgrößten (Sport-) Fest laden? Wir müssen wohl doch wieder auf die Einladungen schreiben: Feiern mit den Wahnsinnigen.
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