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Archiv-Artikel

off-kino Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Dance, Girl, Dance“ (OmU) 20. 4. im Arsenal 2

Ihren internationalen Durchbruch erlebten die Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy, als sie sich 1927 zum Duo zusammenfanden und für das Studio von Hal Roach Komödien drehten, deren Humor auf dem sogenannten „tit for tat“ (this for that) beruht. Ein schönes Beispiel dieser Komik findet sich in „Big Business“: Weil Laurel & Hardy als Weihnachtsbaumverkäufer nicht locker lassen, ruiniert ein genervter Hausbesitzer (James Finlayson) den Baum mit einer Gartenschere, woraufhin Stan & Olli ihrerseits Finlaysons Anwesen langsam verwüsten. Unerlässlich für die komische Wirkung des „tit for tat“ sind dabei vor allem die entgegen aller Erwartungshaltungen verzögerten und unangemessenen Reaktionen der Schauspieler. In „That’s My Wife“ wird dies ins Extrem getrieben: Olli begießt in einem Restaurant einen Gast mit Suppe. Jener bestellt nun ebenfalls einen Teller Suppe, mit dem er jedoch nach draußen geht. Hardy wird erst zehn Minuten später bekleckert, als er seinerseits das Lokal verlässt. In „We Faw Down“ kommen dagegen alle Anzeichen einer typischen Komödie von Leo McCarey zum Tragen: Hier zieht ein Missverständnis stets ein noch viel größeres nach sich, die Peinlichkeiten steigern sich geradezu ins Unermessliche, und die Lügengerüste, die Stan & Olli ihren Gattinnen zwecks Wahrung des häuslichen Friedens auftischen, werden immer größer. Puren Slapstick sieht man bei Stan & Olli hingegen gar nicht so oft – vielmehr wurden die beiden für das Publikum der Depressionsära zu Identifikationsfiguren, weil sie die ewigen Verlierer verkörpern: Kleinbürger auf der Suche nach dem Erfolg, die aber nur von einer Katastrophe zur nächsten stolpern.

Weltuntergang, wie man ihn sich 1951 in Hollywood vorstellte, bietet die George-Pal-Produktion „Der jüngste Tag“ (Regie: Rudolph Maté): Ein Stern geht auf Kollisionskurs mit der Erde und verursacht logischerweise eine Katastrophe. Die hübschen kleinen Modellbauten werden ruck, zuck von einer großen Springflut hinweggespült, und kurz vor dem ganz großen Knall gelingt es ein paar Wissenschaftlern, die vorher eine Menge über Differenzial-Analysatoren geredet haben, sich gerade noch mit einer Rakete davonzumachen. In klassischem Technicolor sieht das alles gleich noch einmal so schön aus.

„Der jüngste Tag“ 25. 4. Sci-Fi-Kino im Zeiss-Großplanetarium

Dorothy Arzner war die einzige Frau, die sich im klassischen Hollywood-Studiosystem der 1930er- und 1940er-Jahre eine Karriere als Regisseurin aufbauen konnte und als solche eine spürbar weibliche Perspektive in ihren Filmen entwickelte. In „Dance, Girl, Dance“ (1940) erzählt Arzner von zwei Tänzerinnen, die auf ihre von den Männern dominierte Umwelt ganz unterschiedlich reagieren: Bubbles (Lucille Ball) ist Star in einem Nachtclub und weiß ihr nach Frauenfleisch gierendes Publikum letztlich mit Humor zu nehmen. Ihre klassisch ausgebildete Freundin (Maureen O’Hara), die im Vorprogramm auftritt, findet das alles jedoch gar nicht lustig und empört sich: Als ihr schließlich der Kragen platzt, liest sie den Kunstbanausen im Publikum endlich einmal die Leviten.

Stan-&-Olli-Abend („We Faw Down“, „Big Business“, „That’s My Wife“, „Liberty“) 20. 4. im Kino in der Komischen Oper

Lars Penning