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Archiv-Artikel

noch acht tage bis zur wahl bush vs. kerry Gute Nachrichten für den Herausforderer – oder?

Wenn es nach der physischen Erscheinung geht, haben die US-Amerikaner die Wahl zwischen einem gut genährten Sonnyboy und einer in die Länge gezogenen Dörrpflaume: Acht Tage vor der Präsidentschaftswahl sieht Bush-Herausforderer John Kerry so abgemagert aus wie einst Joschka Fischer, als der angeblich bei sich selbst angekommen war.

Das hagere Gesicht mit den Augenringen passt: Jemand wie Kerry, der dafür bekannt ist, stets möglichst alle verfügbaren Meinungen zu einem Problem einzuholen, bevor er eine wohl begründete, ausgewogene Entscheidung trifft, muss unter dem Wahlkampf gegen einen wie Bush furchtbar leiden. Dabei hat das vergangene Wochenende eigentlich drei gute Nachrichten für ihn gebracht. Die erste: Sein Ein-bis-zwei-Prozent-Konkurrent Ralph Nader ist weder in Pennsylvania noch in Ohio zur Wahl zugelassen. Damit hat Kerry eine Sorge weniger – wer in diesen zwei der zusammen mit Florida wichtigsten Swing States gegen Bush stimmen will, wird Kerry wählen.

Die zweite: Die Baseballmannschaft der Boston Red Sox aus Kerrys Heimatstaat Massachussetts hat das erste Spiel der World Series gegen die St. Louis Cardinals gewonnen. Wenn Baseball irgendein Indikator für die Präsidentschaftswahl sein kann, dann steht es um Kerry nicht so schlecht wie manche Umfragen vermuten lassen – sensationell hatten die Red Sox in der vergangenen Woche einen Rückstand von 0:3 Spielen gegen die New York Yankees aufgeholt und sich schließlich mit einem überragenden siebten Spiel den Platz in der World Series gesichert.

Und die dritte Nachricht: Nach der New York Times hat sich nun auch die Washington Post entschlossen, den Kandidaten Kerry zu unterstützen. Das aber, so belegt das Editorial, mit mehr Bauchschmerzen, als dem Kandidaten lieb sein kann. Immerhin habe Bush wesentlich mehr erreicht, als seine Kritiker ihm zugestehen wollten, schreibt das Blatt in aller Ausführlichkeit, um schließlich doch, nach einigem Hin und Her, zu der Auffassung zu kommen, Kerry werde es wahrscheinlich besser machen. So eine Unterstützung kann sich die Post sonst wohin stecken. Obwohl: Sie könnte von Kerry sein.

Der hat im Übrigen neben zahlreichen Wahlkampfauftritten auch noch einen Fototermin absolviert, auf den Bush neidisch sein dürfte: In Tarnkleidung und mit Jagdgewehr auf Gänsejagd in Ohio. Endlich. Nicht nachdenken, abdrücken. Eben doch ein entschlossener Führer.

BERND PICKERT