neue filme: Der Boxprinz
D 2000, Regie: Gerd Kroske; mit Norbert Grupe, Domenica u. a.; 100 Min.
Norbert Grupe hat nichts ausgelassen. Zuhälter war er, Schläger und Fleischträger, bei den Hell’s Angels mischte er mit, er nahm Drogen, saß im Gefängnis. Er catchte und verlor, so es im Vertrag stand: „Wenn man bezahlt wird, macht man das gerne.“ Vor allem war er „der Prinz“, „Wilhelm von Homburg“, das Schwergewicht, das in den Sechzigern Sex und Show in deutsche Boxringe brachte. Heute lebt Grupe in Los Angeles, ein Darsteller seiner selbst: noch immer rauh und großmäulig, in raren Augenblicken charmant. Der Filmemacher Gerd Kroske hat sich des Mannes angenommen. „Der Boxprinz“ ist ein wohlwollendes Porträt, das nicht nur dem Boxer, sondern auch der Hamburger Halbwelt gilt. Domenica hat einen kurzen Auftritt, ein Mitglied der Hell’s Angels erzählt. Kroske lässt die Leute reden. Er stellt keine kritischen Fragen und wird weder dem Boxer noch den übrigen Gesprächspartnern unbequem. Das hat den Vorteil, dass die sich ohne Scheu preisgeben – in all ihrem Machismo, ihrer Unartikuliertheit, ihrem langsamen Denken, in dem eine Faust immer schwerer wiegt als ein Argument. Kroskes defensive Haltung gegenüber seinem Protagonisten jedenfalls hat etwas von Anbiederung. Als fürchte er, der Boxer könne zulangen, sobald der Regisseur ihn verärgert.
Blow Up, Central, Babylon, Moviemento
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