neue Feuerbergstraße : Gefahr für die Jugend
Die Gruppe der bösen Jugendlichen ist für ein ganzes geschlossenes Heim zu klein. Mit dieser Aussage ließe sich das Kapitel Feuerbergstraße wunderbar schließen. Doch der Senat haftet an diesem Politik-Symbol und lässt sich lieber auf ein gefährliches Experiment ein.
Kommentarvon Kaija Kutter
Die Idee, die Jugendlichen auch zum eigenen Schutz und nicht nur Schutz der Allgemeinheit vor ihnen dort unterzubringen, hat etwas sympathisch Behütendes. Nur ist das Heim an sich und alles, was durch den Untersuchungsausschuss bisher ans Tageslicht kam, alles andere als behütend. Jugendliche wurden unter Psychopharmaka gesetzt, mit Klettbändern gefesselt und von privaten Wachleuten beaufsichtigt. Das Gelände ist mit dreieinhalb Meter hohen Zäunen gesichert wie ein Gefängnis. Dass knapp die Hälfte der Insassen nicht mehr straffällig wird, sagt nichts darüber, ob der Heimaufenthalt ihnen half oder vielleicht psychische Schäden hinterließ.
Künftig droht ein inflationärer Gebrauch: Eltern, Lehrer und Jugendämter könnten versucht sein, alle Jugendlichen, die nicht funktionieren, dorthin zu entsorgen. Es ist noch nicht so lange her, dass Eltern unartigen Kindern drohen konnten, „dann kommst du ins Heim“. Eine Einrichtung, die Kindern Schutz und Hilfe bietet, lässt sich aus diesem verkorksten Symbol nicht mehr zaubern.