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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Wer schreibt, der kostet von der bitteren Frucht der Einsamkeit. Nur selten begegne ich daher Zeitgenossen, die sich selbst ebenso wichtig nehmen wie ich mich. Auf einem Symposion traf ich kürzlich den Peripatetiker Peter Sloterdijk – eine barocke, nachgerade antike Erscheinung von kolossalem Körperumfang und monströsem Geist. Diogenes lebte in einer Tonne, Sloterdijk ist eine Tonne – wer ist nun der größere Philosoph? Aber auch Sloterdijk zählte sich, wie meine Wenigkeit, früher einmal zur so genannten Linken im Lande. Seine Bücher verschlinge ich daher ebenso gierig wie Sloterdijk seine Austern in Essig. In des Philosophen jüngstem Standardwerk zur Globalisierung, „Sphären“, geht es um „Blasen“ und „Globen“. Ich dagegen beschäftige mich mit der Akkumulation von „Blasen“. Mit Schaum vorm Mund sitze ich im Schaumbad Deutschland, einsame Sentenzen tippend. Sloterdijk schrubbt mir den Rücken. Wehe uns, wenn da jemand den Stöpsel, den Stopfen, den Pfropfen zieht.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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