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montagskolumne (7): meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Die Nächte werden länger und länger. Ich pflege sie daher dämmernd zu verbringen und denke dabei an Deutschland. Bis tief hinein ins Morgengrauen. Meistens stehe ich dann mit dem linken Bein zuerst auf – ein bitterer Wink des Schicksals, gehörte ich doch vor Äonen selbst einmal zu jener Generation, die dieses Land von „links“ in Angriff nahm und nun schwankend vor dem ungemachten Bett steht, dem ungemachten Bett Deutschland. Eine Laus, in der Wolle rot gefärbt, läuft mir über die Leber. Zwischen Leber und Milz aber passt noch ein Gedanke, er wuchert unbequem und bösartig: Querdenken reicht nicht, Meinhard, du musst in den Untergrund. Doch auch in der Untergrundbahn ist es düster, eng, medioker. Keine Kultur, keine Politik schafft’s in die lichtlosen Röhren. Hier regiert die Spaßgesellschaft, totalitär und innovativ: „Türen schließen selbsttätig“! Das taten sie in Auschwitz noch nicht. Vorsprung durch Technik? Nachtigall, ick’ hör’ dir trapsen. Und da bin ich nicht der einzige . . .

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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