momentaufnahmen: Wenn Jesus mit der Schokolade kommt
So richtig erschließt sich nicht, warum der Frankfurter Rathausplatz „Römerberg“ heißt. Er soll nach dem dort stehenden alten Rathaus benannt sein, dem „Römer“, aber warum heißt das Rathaus so? Heute jedenfalls ist Römisches auf diesem Platz weit und breit nicht zu entdecken: eher mittelalterliches Fachwerk, nach dem Weltkrieg und später notdürftig restauriert.
An diesem Einkaufssamstag, dem letzten vor dem Weihnachtsmarkt, tummeln sich am Römerberg asiadeutsche Christinnen und Christen, die, ausgestattet mit Mikrofon, Erfüllungsgospel auf die sich verstreuende Menge niedergehen lassen. Man muss nur ein wenig um dieses Spektakel herumlaufen, da wird man gleich mehrfach mit Süßem versorgt: kleine Schokoladen, festgemacht auf einem Werbezettel mit Matthäus-Bibelzitat und „Jesus Loves You“-Versicherung.
Frankfurt-Altstadt
4.300 Einwohner*innen, ist der kleinste Stadtteil Frankfurts. Der halbe Quadratkilometer Fläche entspricht in etwa der städtischen Bebauung, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts erreicht war. Die Hochhäuser der Stadt stehen anderswo.
Aha, zartschmelzend! Machen Christen jetzt Werbung für Milka? Oder vielleicht umgekehrt? Der Frankfurter Römerplatz ist voller Geheimnisse. Kurz danach kommt unser Stadtführer und stellt sich vor: „Herzlich willkommen in Frankfurt, mein Name ist Markus Römer.“ René Hamann
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