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momentaufnahmenWenn der Diensthund auch Feierabend hat

Vom Bahnsteig der U-Bahn-Linie 3 geht es eine Treppe runter, es ist eine alte Station, viel Stein, unten ein Durchgang, aber jetzt ist da Stau. Überall versperren Uniformierte in einer Art Kampfanzug den Weg. Sie haben Passagiere umringt, Gegenwehr ist zwecklos, sie sind zu viele.

Wir kennen die Bilder aus amerikanischen Städten, wenn die Beamten der Einwanderungsbehörde wieder ein Gelände stürmen. Hier ist es nur eine Fahrkartenkontrolle der Hamburger Hochbahn, und die Arbeit ist schon fast getan. Einige Delinquenten werden abgeführt, viele Leute von der Hochbahnwache stehen bereits in lockeren Grüppchen zusammen und plaudern, tätowierte Unterarme verschränken sich.

Vor dem U-Bahnhof stehen die Einsatzfahrzeuge, einer der Uniformierten kommt mit einem großen Hund heraus – der Maulkorb trägt – und öffnet die Heckklappe eines Busses. Drinnen wird ein Gitter sichtbar, der Mann schließt es auf und drückt den Hund in den Käfig.

Hamburg U3

20,6 km Streckenlänge.

Die Linie führt in Hamburg einmal rund um die Alster herum, beim Bahnhof Barmbek kann man in Busse umsteigen oder in die S-Bahn.

Dann hält er inne und macht das Gitter wieder auf. Mit einer fast zärtlichen Geste nimmt er dem Tier den Maulkorb ab. Jetzt hat auch der Diensthund Feierabend. Daniel Wiese

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