momentaufnahmen: Wenn im Frühling die Balkone fallen
Es ist 16.30 Uhr, warm und sonnig in diesem frühen Frühling. Mit Idylle ist es allerdings nicht weit her hier an der Admiralbrücke. Polizist*innen räumen die Terrasse einer Eisdiele und sperren sie ab. Zwei Feuerwehrautos und ein Krankenwagen kommen hinzu. Das blaue Licht der Einsatzfahrzeuge beleuchtet die Gesichter der Eisdielenbesucher*innen, die sich auf der anderen Straßenseite sammeln.
Kinder halten ihr schmelzendes Eis in der Hand und starren mit offenem Mund. Eltern filmen mit ihren Handys. Aufregung liegt in der Luft. Alle blicken nach oben – vielleicht, weil die Feuerwehrleute immer wieder dorthin zeigen. Auch Passant*innen bleiben stehen. Nur das Personal der Eisdiele scheint die unverhoffte Pause zu genießen. In der Menge geht das Gerücht um, ein Balkon sei brüchig – Teile sollen bereits auf Gäste des Cafés gefallen sein.
Berlin-Kreuzberg
152.200 Einwohner*innen.
Die Admiralbrücke über den Landwehrkanal ist eine Kreuzberger Sehenswürdigkeit, obwohl es kaum was zu gucken gibt. Aber als Treffpunkt ist sie so beliebt, dass sie nach 22 Uhr von der Polizei geräumt werden muss.
Ein Feuerwehrmann fährt mit der Leiter nach oben und schlägt mit einem Hammer lockere Teile von der Fassade. Plötzlich erscheint eine wild gestikulierende Frau auf dem Balkon und ruft etwas. Als sie sich wenig später wieder zurückzieht, setzt der Feuerwehrmann sein Hämmern fort. Luciana Ferrando
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen