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Pro und contra Deniz Yücel

Bis über den Abwahlantrag gegen Deniz Yücel, den gerade erst im vergangenen Herbst gewählten Präsidenten des deutschen PEN, auf der nächsten Mitgliederversammlung ab dem 12. Mai in Gotha abgestimmt wird, werden die Öffentlichkeit sicherlich noch einige Stellungsnahmen erreichen. Diese Woche gab es einige. In einem Yücel-kritischen offenen Brief wiederholten 36 Mitglieder unter dem Titel „Nicht in unserem Namen“ die schon bekannten Vorwürfe gegen Yücel. Zum einen habe Yücel sein Mandat als PEN-Präsident überschritten, indem er öffentlich über eine Flugverbotszone über der Ukraine nachdachte. Zum anderen wird der „autoritäre“ Führungsstil Yücels beklagt, bis hin zu Mobbingvorwürfen.

Auf der anderen Seite gehen aber auch die Verteidiger Yücels in Stellung. So lässt sich Daniel Kehlmann in der SZ mit dem Satz zitieren, Yücel sei genau der Präsident, den der PEN brauche, „entscheidungsstark, öffentlich gut sichtbar“. Auch Antje Rávik Strubel verteidigt in der SZ Yücel.

Interessant ist auch, dass das PEN-Präsidium seinerseits sich von einem Unterzeichner des „Nicht in unserem Namen“-Briefes dis­tanzierte, und zwar von Wolfgang Bittner, der in der Tat auf nachdenkseiten.de den russischen Angriffskrieg gegen die Ukrai­ne verteidigt und von einer „systematisch betriebenen Meinungsmanipulation“ gegen Russland spricht. Innerhalb des PEN gibt es offenbar, was den Ukrainekrieg betrifft, tatsächlich Klärungsbedarf. Immerhin soll in Gotha darüber diskutiert werden. Sowie sicherlich auch über das Selbstverständnis des PEN und den internen Umgang miteinander. Wie immer man sich zu Yücel stellt, manches sieht danach aus, dass es für eine solche Selbstverständigungsdebatte dringend an der Zeit war und sie jetzt endlich geführt wird. (drk)

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