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meinungsstark

Was ist noch übrig vom Asylrecht?

Was ist eigentlich von dem einst so hoch und als eines der höchsten Menschenrechte gehandelten Asylrecht tatsächlich noch übrig? Was hat es noch mit Menschenrechten zu tun, wie dieser deutsche Staat mit Menschen, Flüchtlingen und deren Recht auf Asyl umgeht, die zum Beispiel unter dem Krieg in Afghanistan – aber nicht nur dort – zu leiden hatten und haben?

Was hat ein Gefeilsche um die Menschen mit dem Menschenrecht zu tun, wenn Pakistan offen mit der Rückführung nach Afghanistan droht? Was hat dieses Deutschland in Afghanistan hinterlassen und was wurde uns einst alles erzählt, was wurde gelogen, als man Frauen und Mädchen befreien, zur Schule bringen wollte, Brunnen bohren und den Opiumanbau beenden wollte?

Von alledem ist heute keine Rede mehr. Jede politische Fehlleistung bis zu den Verletzungen der Menschenrechte werden von Regierenden gefahrlos, ohne jede Konsequenz und klare Verantwortlichkeit begangen. Menschenrechte werden nur im Munde geführt, angemahnt und gefordert, solange sie von politischem Interesse sind. Was interessiert es unsere PolitikerInnen, die einst so lautstark Afghanistan befreien wollten, wenn heute die UNO eine Hungersnot in dem geschundenen Lande erkennt?

Roland Winkler, Aue

Attraktion: Menschenjagd

„Killertourismus im Bosnienkrieg: Zum Spaß vom Hügel auf wehrlose Menschen schießen. Bei der serbischen Belagerung von Sarajevo fielen viele Zivilisten eigens angereisten Scharfschützen zum Opfer. Der taz-Korrespondent erinnert sich“, taz vom 17. 12. 25

Ich kann mir leider vorstellen, dass es diesen Killertourismus auch anderswo und zu anderen Zeiten gibt und gegeben hat – und dass es sich sicherlich lohnen würde, diesem Thema investigativ nachzugehen. Peter Döring, Hamburg

Abschied von Rosa von Praunheim

Ich bin traurig. Augen und Blicke, kurze Momente mit der Dauer eines Flügelschlags – persönliche Begegnungen mit Rosa von Praunheim, auch von ihm bemerkt, aber nur mir in Erinnerung geblieben. Sie haben mich mit ihm verbunden, als er schon kein unbedingter Provokateur mehr war, sondern ein Mann, der weiterhin stolz und gleichzeitig von einer Wehmut erfüllt auf sein Leben und sein Werk, seine künstlerischen Impulse zurückblickte.

Seine in jungen Jahren vielleicht fehlende Impulskon­trolle hat dieses Land verändert. Das Verhalten in den Peergroups genauso wie das Denken der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft. Doch, auch der Homosexuelle kann und darf als pervers gelten. Verantwortungsloses Verhalten sich selbst oder Dritten gegenüber kann nicht als besonders schützenswert gelten. So sagte es Rosa nicht. Aber er appellierte an Vernunft und Einsicht, nutzte seine Mittel, um das Selbstverständnis vor allem homosexueller Männer in Frage zu stellen.

Gleichzeitig hatte er mit dem Anspruch recht, die absolute Wahrheit zu kennen: Die Situation, in der Homosexuelle noch Anfang der 1970er lebten, lange vor dem epidemischen Ausbruch von Aids, muss als gesellschaftlich unerwünscht bewertet werden. Hier hatte eine Mehrheitsgesellschaft es sich gemütlich gemacht. Das Leid der anderen? Diskriminierung? Gab es nicht. Das „Dritte Reich“ und das Adenauer-Deutschland galten als überwunden. Der Tenor war: Uns geht es gut, wir sind weit gekommen.

Jetzt, 50 Jahre später, droht Verlust. Verlust nicht nur im Freizeit- und Genussbereich, das wirtschaftliche Aus etablierter Szenetreffpunkte. Schwerwiegender ist der zu befürchtende Rückbau gesellschaftlicher und gesetzlicher Gleichstellung. Rosa von Praunheim wollte die Heuchelei und De-facto-Diskriminierung in vielen Lebensbereichen nicht akzeptieren und widersetzte sich mit künstlerischen Mitteln. Wer widersetzt sich jetzt, ästhetisch nicht übersehbar, inhaltlich von revolutionärer Relevanz, so deutlich wie Rosa im Himmel?

Oliver Boenke, Berlin

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