piwik no script img

meinungsstark

Aristotelische Schule

„Manche Leute gehen mit einem Alien-Gefühl durchs ­Leben“, wochentaz vom 1. 11. bis 7. 11. 25

Als nicht-binär quee­re:r taz-Genosse:in danke ich für die Veröffentlichung des Interviews mit dem Psychiater Rami Kaminski.

Als systemisch-konstruktivistisch aus­ge­rich­te­te:r Päd­a­goge:in möchte ich einen Gedanken ergänzen. Herr Kaminski folgt bei der Reflexion seiner professionellen Erfahrungen der aristotelischen Schule: Wirf beim Erkennen der Welt den Blick nicht auf die ins Auge springenden Extreme. Sondern lenke deine Aufmerksamkeit auf die Spannbreite der Vielfalt zwischen den Polen. Sie folgen Aristoteles, ohne es zu sagen. So erlebe ich Männer. Das wirkt auf mich ein wenig patriarchal-autokratisch.

Trotzdem ist es mir eine Herzens­angelegenheit, Sie zu bestärken. Gut so! Wir (alle Geschlechter gemeinsam) begegnen der Vielfalt der Welt achtsam, wenn wir uns im vielfältigen Wahrnehmen schulen. Diversität lieben. Nichtpolar ordnen. Nichtbinär denken. Identitäten empathisch anschauen. Sie erweitern die binäre ontologische Unterscheidung der Psychologie der Menschentypen „introvertiert“ und „extrovertiert“ um eine dritte Type „otrovertiert“.

Sie haben das Potential, die Sinnlosigkeit von durch Polarisierung erzeugten gesellschaftlichen Katastrophen zu erkennen. Solche Menschen werden von denen, die das eigensüchtige Machtpotential bipolar denkender Mehrheiten erhalten wollen, in ihre Praxis geschickt. Zur Therapie. Als sys­te­mi­sche:r Kon­struk­ti­vis­t:in erkenne ich den hohen Wert Ihrer Konstruktion. Sie dekonstruieren binäres Weltverständnis und dessen grausame Folgen, die wir täglich erleben. Doch es ist kein „Menschentyp“, was sie sehen. Sie stoßen auf eine besondere Kompetenz von Menschen.

Je­de:r kann so werden, dass er, sie, es oder they in die Klasse der „Otrovertierten“ passten würde. So zu werden, ist wohl ein bisschen Kismet. Vor allem aber die des guten Gelingens der personalen Identitätsentwicklung.

Michel Wildt, (es/them, they)

Gefallen – gefällt

„Die Angst ist überall“, wochentaz vom 1. 11. bis 7. 11. 25

Also, neee … ein Urteil fällt nicht, sondern es wird gefällt. Insofern kann man auch nicht „gefallenes Urteil“ schreiben. Nur eine Entscheidung kann fallen oder ein Apfel vom Baum oder auch der ganze Baum, wenn er nicht vorher gefällt wird.

Sabine Sabranski, Berlin

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen