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meinungsstark

Mehr Leid für mehr Menschen

„Nur eine drohende Niederlage zwingt Putin zu Zugeständnissen“,

wochentaz vom 25. 10. bis 31. 10. 25

Was Barbara Oertel als Lösung andeutet, ist gefährlich: „Eine drohende Niederlage im Krieg gegen die Ukraine wäre vielleicht das einzige Szenario, das Putin an den Verhandlungstisch brächte.“ Es ist was dran: Nur wenn dem Kremlchef droht, den Krieg zu verlieren, würde er bei Verhandlungen wohl auf bereits eroberte Gebiete verzichten. Scheint nur logisch: So irre ist er nicht, einen Angriffskrieg zu starten und dann ohne Druck auf die Gebiete zu verzichten, deren Eroberung bereits geschafft ist. Das heißt eben in letzter Konsequenz: Wer nicht mit dem Verlust ukrainischer Gebiete leben kann, fordert die Aufrüstung und eine Ausweitung des Krieges. Aber ganz so, dass Putin nicht an den Verhandlungstisch gebeten werden kann, ist es ja dann doch nicht. Wieso war er in Alaska? Wieso fanden in der Türkei Waffenstillstandsgespräche statt? Das zeigt: Die Chance besteht, auch ohne militärische Aufrüstung der Ukraine zur Übermacht. Das hieße zwar Verlust von Staatsgebiet und Familien auseinander zu reißen. Aber auch keine schmerzlichen Verluste mehr durch Drohnen und Raketen, keine erschossenen Soldaten mehr. In einer Waffenruhe könnte die Ukraine sich auch wappnen, sodass sie auf einen erneuten Angriff vorbereitet wäre. Putin und seinem Regime zu misstrauen, ist gewiss angebracht. Aber als vermeintlich einzige Lösung die Aufrüstung der Ukraine und die militärische Niederlage Russlands zu beschwören, bedeutet in erster Linie nur eines: mehr Leid für noch mehr Menschen.

Korbinian Strohhuber, Stuttgart

Medienkompetenz Jugend

„Boomer raus aus Tiktok!“,

wochentaz vom 25. 10. bis 31. 10. 25

Lassen wir dann jetzt auch die Altersgrenzen fürs Autofahren weg, weil wir nicht sicherstellen können, dass keine unter 18-Jährigen Auto fahren? Oder verkaufen wir Alkohol an 10-Jährige, weil irgendwie müssen wir den Umgang mit Alkohol ja lernen? Gehirne (und auch Körper) brauchen reale Bewegung, um sich zu entwickeln. Legasthenie und Dyskalkulie lassen sich durch Nachholen verpasster Bewegungserfahrungen spielerisch in der realen Welt verbessern. Ich kann meine 12-Jährige auf dem Waldweg auch mal das Auto lenken lassen, das ist aber etwas anderes, als den Autoschlüssel zur freien Verfügung stecken zu lassen.

Anja Bartko, Palingen

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