piwik no script img

meinungsstark

So leicht durchschaubar …

„Au­to­r*in zur Stadtbild-Debatte: Der böse Traum vom gereinigten Deutschland“, taz vom 19. 10. 25

Liebe taz, den folgenden Brief habe ich gestern an den sehr geehrten Herrn Bundeskanzler Merz geschrieben:

In der vergangenen Woche erklärten Sie, auf die „Probleme im Stadtbild“ mit Rückführungen im großen Umfang reagieren zu wollen. Gestern legten Sie nach: Töchter fühlten sich in Städten bedroht, so dass härtere Maßnahmen gegen Migranten gerechtfertigt seien. Empörten Menschen, die als Reaktion auf Ihre Worte vor dem Brandenburger Tor demonstrierten, werfen Sie vor, die Gesellschaft spalten zu wollen.

Dies alles empört auch mich zutiefst. Ich bin Frau und Tochter und ja, ich fühle mich bedroht – bedroht als Fahrradfahrerin und Fußgängerin in den Städten Brandenburgs und in Berlin, bedroht von Falschparkern und Rasern, und ich würde mich freuen, wenn Sie sich mit restriktiven Maßnahmen für den Schutz meines Lebens einsetzen würden. Des Weiteren bin ich um meine Unversehrtheit besorgt, wenn ich mich Anfeindungen im Stadtbild ausgesetzt sehe, weil ich mich für die Kampagne „AfD-Verbot jetzt!“ engagiere. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das überfällige Verbotsverfahren gegen die AfD auf den Weg bringen würden.

Vor wenigen Wochen sprachen Sie mit erstickter Stimme zu Rachel Salamander, der Münchner Ehrenbürgerin und Literaturwissenschaftlerin, die die Restauration der Münchner Synagoge organisiert hat: „Sie sind aufgewachsen als Tochter von Überlebenden der Shoa.“ In einem Ihrer Bücher haben Sie geschrieben, wie Sie „als Kind immer wieder diese eine Frage gestellt haben: Ob denn den Juden niemand geholfen habe?“

Ihre Emotionen und nachdenklichen Worte habe ich mit Wertschätzung wahrgenommen. Im Unterschied dazu bleiben Angehörige der AfD-Fraktion im Bundestag mit versteinerten Mienen auf ihren Plätzen sitzen oder erscheinen erst gar nicht, wenn im Rahmen einer Gedenkstunde ein Holocaust-Überlebender spricht. Astrid Seyfert, Potsdam

Friedrich, wärst du doch im Sauerland geblieben!

W. Reidenbach, Berlin

Seitenwende: Eine Verlustanzeige

„Eine kritische Mahnung zur Seitenwende“, taz vom 17. 10. 25

Danke für Ihre klaren Worte, Frau Sybille Berg. Wenn das Lesen papierner Texte mit mehr Konzentration erfolgt, bedeutet das auch, dass das Schreiben von Papierinformation höheren Anforderungen unterliegt.

Daraus folgt logischerweise auch, dass digitaler Journalismus mit einem Qualitätsverlust einhergehen kann, weil die Artikel kürzer ausfallen müssen, um überhaupt gelesen zu werden, aber auch, weil sie von uns allen oft weniger aufmerksam gelesen werden.

Die Tendenz, dass Texte ins Seichte abdriften, ist leider schon eine Weile spürbar. Wie oft schreibt auch jemand, dass er oder sie ein bestimmtes Kommunikationstool nun wirklich nicht mehr nutzen oder wenigstens einschränken will.

Warum nicht mal hinterfragen, wie es dazu kommt, dass sich Menschen wie Süchtige auf Klicks und Likes stürzen und dafür menschliche Begegnungen und persönliche Weiterentwicklung verpassen, etwas, was die Gesellschaft als Ganzes verlernt, weil sie lieber das verlockendere Angebot der digitalen Drogendealer annimmt. Gerlinde Seidel, Wilhelmsfeld

SpätzünderInnen erlaubt!

„Weniger Schüler, mehr erfolgreiche Schüler!,

taz vom 21. 10. 25

Wir hatten in der Grundschule jemanden, der von den Lehrern als „grenzdebil“ eingestuft wurde. Er konnte trotzdem das Gymnasium besuchen (sein Vater war Amtsgerichtsrat). Bis zum 16. Lebensjahr hatte sich nicht viel geändert, dann startete er durch und wurde später ein hoch ausgezeichneter Arzt an der Uni-Klinik.

Wenn es nach seinen Noten auf der Grundschule gegangen wäre, hätte es eine Kapazität in Forschung und Lehre weniger gegeben. Hartmut Krollmann, Düsseldorf

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen