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meinungsstark

Das verwirrende Jonglieren mit Prozentzahlen: Verteidigungsetat

Betreff: „5 Prozent der Wirtschaftsleistungist das Ausgabenziel der Nato

Ich frage mich, warum Medien, auch die taz, oft kritiklos diverse Aussagen der Politik übernehmen. Es gibt zu wenig Nachfragen, Überprüfungen, zu wenig Fragezeichen.

Jetzt haben sich also alle 32 Nato-Länder auf die Quote von 5 Prozent der Wirtschaftsleistung jedes Landes für die Verteidigung geeinigt. Gut, Spanien bekommt eine Ausnahme, aber der Rest nicht. 5 Prozent sind umgerechnet derzeit rund 225 Milliarden (!) Euro. Selbst mit Abzug für Züge, Brücken, Zivilschutz etc. ist diese Summe enorm – und das pro Jahr.

Was sind nationale Ausgaben und was Nato-Ausgaben? Sicherlich sind die französischen Truppen in Afrika oder anderswo keine Nato-Truppen. Sicher sind die britischen Truppen weltweit keine Nato-Truppen. Fakt ist, dass wahrscheinlich kein einziges Nato-Land seine Armeen komplett der Nato unterstellt hat und entsprechend müssten die Verteidigungshaushalte irgendwie gesplittet werden. Und das gilt ganz besonders für die USA!

Klar scheint, beim Thema Militär und Kosten werden oft Äpfel mit Zwiebeln verglichen. Und sich immer wieder auf die US-Ausgaben in diesem Kontext zu beziehen, ist schlicht falsch. Jörg Wilhelm, Wiesbaden

„Entmenschlichung“, Enthirnung …

„Neurowissenschaftlerin: „Hirnprozesse führen dazu, dass wir entmenschlichen“, wochentaz vom 22. 6. 25

Was für eine Überschrift! „Hirnprozesse führen dazu, dass wir entmenschlichen“ … Ich würde mal behaupten, dass uns menschliche Hirnprozesse erst zu Menschen machen.

Da fragt sich am Ende eher, was „Entmenschlichung“ eigentlich bedeuten soll. Kommentar taz Forum

Korrelation ist nicht Kausalität. Das lehrt die Statistik schon. Extremismus mag mit veränderten Hirnstrukturen einhergehen (Korrelation). Aber was ist die Henne und was ist das Ei?

Diese kausal formulierte Überschrift ist icky. Bin skeptisch. Es ist sehr schwer, Kausalität nachzuweisen, und ich bezweifle, dass die Forschungsergebnisse diese drastische Interpretation rechtfertigen. Allein deshalb, weil es in der Sozialpsychologie immer viele Störvariablen gibt, also man gar nicht klar sagen kann, woher der Extremismus denn jetzt kommt (Soziale Einflüsse, Hirnstrukturen). Kommentar taz Forum

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