meinungsstark:
Eindrucksvolle Streetworker
„Das ist das pure Überleben“,
wochentaz vom 25. 2. – 3.3. 23
Im Interview haben die beiden eindrucksvollen Streetworker Sarah Kienreich und Tino Kretschmann das Dilemma der Praktiker auf der Straße auf den Punkt gebracht: „Wir arbeiten akzeptierend, ohne Zwang.“ „Ich fühle mich in der Verantwortung, weil es niemand anderen gibt.“ Und der Rest der Gesellschaft schaut eben weg, und selbst dafür hat Sarah Kienreich ein wenig Verständnis.
Mein Respekt und Dank vor dieser Arbeit ist den beiden und Ihren Kolleg:innen gewiss, auch wenn das nicht viel nützt. Unsere Leistungsgesellschaft stiftet Wohlstand für viele, aber eben nicht für alle, treibt Raubbau an der Umwelt und fordert brutalen Tribut von wenigen: Oder zynischer: Wo gehobelt wird, da fallen eben Späne. Und die Frage von Frau Kienreich bleibt, nämlich, wie wollen wir mit den Schwächsten der Gesellschaft umgehen, denjenigen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihr Leben ohne Hilfe nicht mehr auf die Reihe bekommen?
Christian Paul Sooth, Berlin
Arbeitsgesellschaft
„Das ist das pure Überleben“,
taz vom 25. 2. – 3. 3. 23
Meines Erachtens ist das Thema eine rein akademische Diskussion, die gesamtgesellschaftlich nicht funktionieren kann. Unsere Arbeitsgesellschaft entwickelt sich zu großen Teilen immer mehr in Richtung Dienstleistung, die auch rund um die Uhr erwartet und abgerufen wird. Das heißt, es muss auch Menschen geben, die diese Dienstleistungen in der geforderten Menge/Zeit erbringen sollen. Wenn die dann aber weniger arbeiten, gibt es zwangsläufig ein Gap zwischen Nachfrage und Angebot.
Seit Jahrzehnten wird als Bildungs- und Berufsideal der akademische Abschluss dargestellt, einhergehend mit einer implizierten Herabwürdigung der gewerblichen Berufe. Wer wundert sich ehrlich über den Fachkräftemangel in Handwerksberufen? Die Zahl der arbeitenden Bevölkerung sinkt; es ist nicht mehr nur von Fachkräftemangel die Rede, sondern ganz umfassend von Arbeitskräftemangel. Aber der Anspruch an Dienstleistungen und Waren bleibt gleich oder steigt sogar. Diese Situation passt nicht zu der Idee der allgemeinen Arbeitsreduzierung. In Einzelfällen mag es gehen, wo man es sich leisten kann und mag. Gesamtgesellschaftlich ist es eine Utopie.
Rainer Sommer, Berlin
Friedensverhandlungsmasse
„Atomkriege sind unumkehrbar“,
taz vom 18. – 24. 2. 23
In dem sehr spannenden Interview mit Thilo Bode zum „Manifest für Frieden“ von Schwarzer/Wagenknecht äußert er zu einer Friedensverhandlungsmasse: „Wenn Russland sagt, sie wollen die Nato nicht so nah in der Nachbarschaft, dann muss man das berücksichtigen.“
Es ist wirklich erstaunlich, dass immer noch Menschen glauben, dass Butscha, Irpin, Vergewaltigungen, Kinderverschleppungen und die Zerstörung der für die Zivilbevölkerung essentiellen Infrastruktur ausgelöst worden seien durch Russlands Angst vor der Nato an ihren Grenzen.
Clemens Schneider, Berlin
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