meinungsstark:
Kanzler diffamiert Klimaaktivisten
„Scholz-Äußerung über Klimaaktivismus: Ein Kanzler, der verdrängt. Bundeskanzler Scholz hat ziemlich sicher Klimaaktivismus mit dem Nationalsozialismus verglichen. Das ist ein Skandal, im Grunde ein Rücktrittsgrund“, taz vom 30. 5. 22
Liebe taz Redaktion, ich bin froh, dass ihr dem „Klimakanzler“ seine Worte nicht durchgehen lasst. Bei Spiegel Online zum Beispiel wirkt es so, als wären seine Worte vielleicht etwas unglücklich gewählt, allerdings nicht besonders schlimm, womöglich sogar fast angemessen – wollte doch jemand die Bühne stürmen (was zumindest in dem Video von Phoenix nicht zu sehen ist).
Ich bin immer noch fassungslos, dass Scholz das gesagt hat, und ein guter Freund von mir, der anders als ich kein Aktivist ist, hat sein Leben lang die SPD gewählt und wird die Partei wegen Scholz in Zukunft erst einmal nicht mehr wählen. Ich wünsche mir, dass Politiker, wenn man ihnen schon mal begegnet und sie etwas fragen kann, kritische Fragen auch beantworten würden. Man hat in der Regel doch keine andere Möglichkeit, als irgendwie zu stören, denn zuhören, Mails lesen oder Ähnliches tun sie ja nicht. Dass die meisten Medien so tun, als wäre es kein Skandal, was unser selbsternannter Klimakanzler gesagt hat, und lediglich Luisa Neubauer ihm unterstellen würde, uns mit Nazis zu vergleichen, das ist erschreckend. Deshalb noch einmal: Danke!
Katharina Monster, Düsseldorf
Billige Energie bleibt eine Illusion
„Preissteigerungsrate bei fast 8 Prozent: Inflation wie zu Willys Zeiten“, taz vom 30. 5. 22
Man kann viel darüber reden, was richtig oder falsch ist. Aus meiner Sicht erleben wir durch die Putin-Aggression gerade etwas, das uns als Maßnahme gegen die Klimakrise eh bevorsteht. Alles – vor allem Energie – verteuert sich massiv. Statt nun an alle Geldgeschenke zu verteilen, sollten die Verbraucher weiter zum Sparen animiert werden. Tempolimits auf unseren Straßen oder ein Umsteigen aufs Fahrrad oder Öffis würden ebenfalls viel bewirken. Es muss also richtig weh tun, bevor sich etwas tut. Eine Reduzierung von Treibhausgasen schaffen wir nicht mit billiger Energie! Die Grünen forderten schon im Wahlkampf 1998 Spritpreise von 5,00 DM pro Liter und waren ihrer Zeit damit weit voraus.
Achim Bothmann, Hannover
Billig-Strohfeuer statt ÖPNV-Ausbau
„ÖPNV-Modellprojekt in Bielefeld: Autofahren trotz Gratis-Ticket. Zwei Jahre lang konnten 1.200 Menschen im Bielefelder Stadtteil Sennestadt kostenlos Bus fahren. Doch die Zahl der Autofahrten sank nicht“, taz vom 1. 6. 22
Das Ergebnis des Modellversuchs in Bielefeld-Sennestadt belegt die auch in Wien gemachten Erfahrungen. Nur die Fahrpreise im ÖPNV zu senken bringt wenig, wenn nicht zuvor das Angebot ausgebaut und der Autoverkehr erschwert wurde, zum Beispiel durch Einführung einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung. Es ist Zeit, dies zur Kenntnis zu nehmen, statt Steuermilliarden für fragwürdige Fahrpreis-Strohfeuer-Aktionen auszugeben. Oliver Mietzsch, Köln
„Ich habe einen Naturgarten …“
Wissen Sie was? Ich weiß nichts mehr. Ich habe einen Naturgarten. Insektenzählen und Vogelzählen ist einfach, wenn sie fehlen. Ich lese, dass Obdachlose vertrieben werden und Flüchtlinge einen unterschiedlichen Status haben. Ich lese, dass um Bürgergeld und den Mindestlohn gefeilscht wird. Ich lese, dass massiv aufgerüstet wird, ich lese, dass es um unsere Erde schlecht bestellt ist. Ich lese und lese und weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich glaube, dass es die Dummheit ist, die unsere Existenz zu Grunde richten wird. Wir könnten uns doch bilden, wollten wir nur. Es sind Pfingstferien, und es ist so nett bei den Nachbarn. Ich bleibe zu Hause und säe eine Insektenwiese in einem Balkonkasten und warte auf nur eine Biene und eine Hummel. Ulrike Dajcman, Bad Boll
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