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meinungsstark

Zweiklassengesellschaft

„Erleichterungen für Geimpfte beschlossen“, taz vom 7. 5. 21

Die Regierung plant, durch neue Gesetzesvorhaben die Gesellschaft in zwei Klassen zu spalten. Geimpfte kommen in den Genuss der lange Zeit vorenthaltenen Grundrechte, Menschen, die sich keiner Impfung unterzogen haben, sollen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bleiben. Spricht das nicht dem Grundgesetz und allen Prinzipien der Gleichheit vor dem Gesetz Hohn? Wie soll das im praktischen Leben aussehen? Wie wird die Polizei denn den Impfstatus kontrollieren? Selbst die Unverletzlichkeit der Wohnung ist bedroht und bedingt außer Kraft gesetzt. Sind das noch Zustände eines demokratischen Rechtsstaats?

Leben und Gesundheit sind für mich hohe Güter, ich habe jeden Respekt vor der Arbeit der Menschen im Gesundheitswesen, aber ich bin besorgt um die demokratischen Prinzipien unseres Landes. Kirsten Fleïng, Marburg

Solidarität I

Geht’s eigentlich noch? Da gibt es eine Menge Menschen, die gerne geimpft werden würden, doch die sind leider zu jung. Bisher haben sie auf Menschen wie mich (Ü70) Rücksicht genommen. Sie haben das Leben am laufen gehalten, haben auf viele Dinge verzichtet, damit es mir gut geht. Ich bin nun geimpft, sie nicht! Warum sollen alte weiße Männer und Frauen mit einer gesicherten Rente nun schon wieder einen Vorteil haben? Pflegekräfte, Supermarkt- und Kita­mit­ar­bei­te­r*in­nen brauchen Entspannung und Erholung – mit Kultur, Freizeitangeboten, Gastroaufenthalten und Shopping. Alte Geimpfte lassen sich von jungen Ungeimpften bedienen. Das wird ein richtig solidarischer Sommer. Roswitha Schweichel, Konstanz

Solidarität II

Die Coronapolitik setzt auf das Prinzip Solidarität. Bisher galt: Solidarität mit Älteren und stärker Gefährdeten. Sie stehen auf der einen Seite und bekommen früher eine Impfung. So wird Leben gerettet.

Das geht aber nur, weil andere auf eine frühe Impfung verzichten: Auf der anderen Seite stehen die Jüngeren und weniger Gefährdeten. Sie verzichten auf eine frühe Impfung – sie zeigen sich solidarisch. Jetzt aber droht die Aushebelung des Prinzips Solidarität. Erst wenn jeder die Chance auf eine Impfung hat, sind für alle mehr Freiheiten verantwortbar. Jetzt muss gelten: Solidarität mit Nichtgeimpften.

Maria Götz, Niefern-Öschelbronn

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