meinungsstark:
Krankenhäuser schließen?
„Wir müssen radikaler denken“,
taz vom 23. 9. 20
Für einen Professor für Management im Gesundheitswesen behandelt Herr Busse das Thema extrem subkomplex. Kontrovers wird es, als er sich selber widerspricht, indem er die Fallpauschale hochhält und gleichzeitig die Benutzung der Fallpauschale (benutzte Betten im Krankenhaus) als falschen Weg bezeichnet. Ländliche Regionen müssen jetzt schon mit dem Helikopter Rettungseinsätze bedienen, wo anders ein RTW ausreicht. Ebenso die täglichen 500 Menschen mit einem Herzinfarkt, die sich natürlich alle an das statistische Mittel halten. Und Krankenhäuser mit einer zu geringen Anzahl an komplexen Operationen deuten eher auf mangelnde Weiterbildung des Personals hin.
Arne Matschinsky, Hamburg
Privatisierung ist das Problem
„Wir müssen radikaler denken“,
taz vom 23. 9. 20
Herr Busse übermittelt uns wieder sein Mantra, dass es in Deutschland zu viele Krankenhäuser gäbe und darunter die Qualität leide. Wie üblich wird das mit so seltenen Erkrankungen wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs oder dem Herzinfarkt („500 pro Tag in Deutschland“) begründet. Als Hausärztin in einem Flächenland kann ich nur sagen: Wohnortnahe Versorgung ist wichtig für die Patienten und deren Angehörige. Und Corona hat uns gezeigt, wie sinnvoll dezentrale Versorgungsstrukturen sind, gerade auch bei Infektionskrankheiten. Das Fallpauschalensystem und die Privatisierung vieler Krankenhäuser sind das eigentliche Problem, aber das streitet Herr Busse wohlweislich ab.
Karin Harre, Walsleben
Grüner Uwe Schneidewind will OB in Wuppertal werden
„Das Testlabor“,
taz vom 24. 9. 20
Schneidewind bezieht sich in seinem Buch „Die große Transformation“ auf den englischen Philosophen Kwame Appiah, der einer verschwurbelten Theorie anhängt, nach der es einer moralischen Revolution bedürfe, um zu einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaft zu gelangen. „Moralische Revolutionen“ entstünden nicht etwa durch neue Einsichten, die wirklichen Gründe seien das „Bedürfnis nach Respekt und Anerkennung, das menschliche Gefühl für Ehre und Anstand“. Schneidewinds Theorien über die Veränderungsmöglichkeiten beziehen sich also auf jemanden, der darauf wartet, dass sie sich quasi von selbst, aus einem Gefühl von Respekt und Ehre, in etwas Besseres verwandelt. Da kann er lange warten. Wo es hinführt, auf „Ehre und Anstand“ der Gesellschaft zu setzen, kann man gerade bestens am Migrationspakt von der Leyens sehen, den Pro Asyl einen „teuflischen Pakt der Entrechtung“ nennt. Wie das dann politisch umgesetzt wird, kann er sich bei seinen neuen Freunden der CDU, z. B. bei von der Leyen, oder auf der anderen Seite des Ozeans bei Trump ansehen. Ohne ausreichende Untersuchung der Faktoren Macht, Kapital und Interessen bleibt jede Analyse gesellschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten so begrenzt, dass aus ihr keine Ansätze für Veränderungen erwachsen können.
Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln
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