meinungsstark:
Angst hilft nicht weiter
„Zu wichtig“, taz vom 28. 5. 20
Es ist eine naive Illusion zu glauben, wir lebten im Nach-Seuchen-Zeitalter. Wir werden immer auch an Krankheiten sterben. Doch heute muss ich ja dankbar dafür sein, dass ich bei dem gesamten Corona-Wahnsinn überhaupt noch in einer Zeitung etwas anderes Lesen kann als: CORONA! Auf allen Laufanzeigen, Durchhalteparolen und der Vatikan läutet die Pestglocke! „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagt sogar der sogenannte Volksmund, der nicht immer recht hat, aber oft richtig liegt, wie auch im Falle der Angst.
Michael Thomas Lehmann, Köln
Systemrelevant?
„Hat Deutschland ’nen Vogel?“,
taz vom 27. 5. 20
Das ist klare Regierungspolitik nach der Art von Altmaier und Scholz. Weder wurden der Klimaschutz noch die Arbeitnehmerinteressen berücksichtigt. Die EU-Kommission kontrolliert hier zu Recht. Außerdem ist das Geld nicht nur für Lufthansa, denn einige der Milliarden werden gleich an Airbus weitergereicht. Muss Lufthansa überhaupt gerettet werden? Da sind viele Experten anderer Meinung. Und ich glaube das auch nicht. Wieso ist Lufthansa systemrelevanter als die Pflegekräfte, die vor einigen Wochen noch beklatscht wurden? Über die für sie gedachte Corona-Zulage streiten sich die Kostenträger. Erbärmlich! Kohle-, Auto- und Flugzeugindustrie: darauf setzt die Regierung weiter und wieder gibt es kein Konzept für die Gestaltung der Zukunft.
Jeannette Kassin, Hamburg
Tschüss, Subunternehmer
„Virus im Schweinesystem“, taz vom 12. 5. 20
Corona hat es geschafft, das Subunternehmertum erster Klasse in der Fleischindustrie zu beenden. Noch gibt es keinen Gesetzesentwurf, der den angekündigten Weg auch ohne Abstriche Wirklichkeit werden lässt. Werkverträge sind keine Arbeitsverhältnisse 2. Klasse ohne Arbeitnehmerrechte und Kündigungsschutz. Soziale Marktwirtschaft geht anders und soziale Grundrechte dürfen nicht ausgehebelt und umgangen werden. Thomas Bartsch-Hauschild, Hamburg
Das Gemeinwohl stärken
„Wer’s glaubt, wird selig“, taz vom 20. 5. 20
Basis der ganzen Demos ist ein diffuses Unbehagen an den Grundfesten unseres Gemeinwohls. Es existiert ein Kampf der Kulturen innerhalb der Gesellschaften: Konkurrenz statt Kooperation, Fakten- statt Erfahrungswissen, technisierte statt zuwendungsbasierte Medizin et cetera. Auch mich machen viele Folgen der politischen Entscheidungen der letzten Wochen unruhig und wütend:
Was ist mit der Isolierung von besonders verletzlichen Menschen? Pflege lebt von Vertrauen, Zuwendung, Trost: Der körperliche und geistige Zustand vieler BewohnerInnen in Altenheimen verschlechtert sich rapide, weil sie die meiste Zeit allein auf ihren Zimmern sitzen. Viele Werkstätten sind schon seit Wochen geschlossen. Junge psychisch Kranke dürfen nicht auf Wochenendbesuch nach Hause, aus Angst, das Virus einzuschleppen. Man nimmt ihnen Selbstwirksamkeit und wichtige Kontakte, die sie stabilisieren und Lebensfreude bringen. Katharina Zöller, Weilheim
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