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meinungsstark

Verbot von „Combat 18 Deutschland“

„Der Schoß ist aber so was von fruchtbar noch“

taz vom 25./26. 1. 20

… und der amtierende Vorsitzende der Innenministerkonferenz darf unwidersprochen in den öffentlich rechtlichen Abendnachrichten beitragen, dass das auch so bleibt: Man habe sich die (unerklärlich lange) Zeit für das Combat-18-Verbot nehmen müssen, um nicht wie beim NPD Verbotsversuch von den Gerichten kassiert zu werden. Dreiste Verdummung und Justizschelte in einem – ein Innenminister kennt natürlich den hierzulande zu Recht gravierenden Unterschied in den rechtlichen Anforderungen an ein Vereinsverbot und dem einer politischen Partei. Michael Schütte, Hannover

„Der Krieg ist vorbei“ war die Devise

„Und, was hat Ihr Opa im Krieg gemacht?“,

taz vom 25./26. 1. 20

Ich selbst habe lange die Auseinandersetzung mit meiner persönlichen Geschichte „verweigert“, die – auch – eine deutsche Geschichte ist. Akademisch und politisch wurde sie aufgearbeitet, die deutsche Geschichte. Aber kaum in den Familien. Zumindest nicht in meiner. „Der Krieg ist vorbei“ war die Devise. Für mich ist das inzwischen ein anderes Wort für Verdrängung. Abspaltung. Ein Synonym dafür, das Tätersein und das Kriegserleben der Eltern und Großelterngeneration nicht wahrhaben zu wollen oder zu können. Die eigene persönliche Vergangenheit anzunehmen ist auch das Annehmen der eigenen Verletztheit, der damit verbundenen Schuld- und Schamgefühle. Olga Tokarczuk schreibt in ihrem Buch „Unrast“: „Wenn wir keine Rationalisierung, Sublimierung, Verdrängung, keines dieser Kunststückchen hätten, deren wir uns bedienen, wenn wir ganz schutzlos, ehrlich und mutig die Welt betrachten würden – dann würde es uns das Herz brechen.“ Meine persönliche Erfahrung ist, dass es heilsam sein kann, sich „das Herz brechen zu lassen“. Sich berühren zu lassen. Von dem Schmerz und der Dunkelheit. Es bedeutet die Chance zu trauern. Die Chance der Versöhnung. Für die Zukunft. Für unsere Kinder. Dorit Milkau, Albstadt

Die Krachmacher der Energiewende

„Streit um die Energiewende: Bei Leuten unter Windrädern“, taz vom 21./22. 12 19

Die Erweiterung des Windparks bei Söllenthin ist in vielerlei Hinsicht ein Extremfall und eben nicht typisch. Bei Söllenthin und Zichtow in der Gemeinde Plattenburg besteht bereits ein Windpark mit 34 Windrädern, der Söllenthin auf zirka 120 Grad umzingelt. Dieser Windpark wird von den AnwohnerInnen und der Bürgerinitiative grundsätzlich akzeptiert. Kritik richtete sich in der Vergangenheit insbesondere gegen vier Anlagen, die weniger als 750 Meter von Söllenthin entfernt sind. Das ist eine fundamental andere Ausgangssituation, als wenn sich Leute grundsätzlich gegen Windräder in Sichtweite wehren oder für neue Anlagen mit 200 Meter Bauhöhe 2 Kilometer Siedlungsabstand fordern. In unserem Fall stehen bereits vier Anlagen mit 150 Meter Bauhöhe und 600 bis 730 Meter Siedlungsabstand! Bei den zusätzlich geplanten fünf Anlagen geht es um 213 Meter Bauhöhe und 1.000 Meter Siedlungsabstand. Im Artikel stellt Hannes Koch die Feststellung von Herrn Palmern, in Söllenthin werden die Grenzwerte für die Belastung mit dem Dauerlärm der Windräder regelmäßig überschritten, ganz schlicht neben die Auskunft der Pressestelle des Umweltministeriums, 2013 und 2014 hätten Messungen des Umweltamts keine Grenzwertüberschreitungen ergeben. Das mag journalistisch korrekt sein: zwei Parteien, zwei Meinungen. Aber leider ist das Verfahren, mit dem das Umweltamt die Lärmbelastung seinerzeit überprüft hat, unrealistisch und überholt. Die WHO fordert inzwischen sogar strengere Grenzwerte für Dauerlärm als die in Deutschland gültigen. Wenn man sich diese Fakten vor Augen hält, ist unser Konflikt eben nicht „verkehrte Welt“. Hier stellen sich UnterstützerInnen der Energiewende gegen eine ganz konkrete einzelne Fehlplanung, die mit einer fairen Lastenverteilung von unvermeidlichen Folgen der Energiewende nichts zu tun hat. Jochen Geppert, Plattenburg

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