meinungsstark:
Er antwortete verächtlich: „Stuff you!“
„Alles viel zu simpel“, „Warum kam denn niemand?“, taz vom 31. 10. und 1. 11. 19
Leider werden die Ergebnisse des Berichts über den Brand im Grenfell Tower – die Feuerwehr sei verantwortlich – einfach abgeschrieben. Und der Artikel am folgenden Tag besteht aus persönlichen Angriffen der Opfer auf die Feuerwehr. Aber wie sieht der Kontext aus? Es beginnt mit der 2012 von Boris Johnson, damals Londoner Bürgermeister, vorgenommenen Kürzung bei der Londoner Feuerwehr um 15 Prozent, die zum Verlust von 10 Feuerwachen, darunter Knightsbridge in Kensington und Chelsea, sowie zur Streichung von 14 Feuerwehrautos und mehr als 500 Feuerwehrposten führte. Nachdem Boris Johnson in der Londoner Versammlung mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass seine Kürzungen Leben kosten würden, antwortete er verächtlich: „Stuff you.“
Eine zweite schuldtragende Gruppe ist das von den Konservativen geführte Royal Borough of Kensington und Chelsea Council (RBKC) und die Tenant Management Organisation, die den Tower leitete und die Warnungen der Mieter über die Brandgefahr ignorierte.
Eine dritte Gruppe sind die Firmenchefs, die Grenfell im Rahmen einer „Renovierung“ in eine Zunderbüchse verwandelten, indem sie es mit der tödlichen Hülle abdeckten. Warum hat die Regierung beschlossen, Empfehlungen über die Verwendung dieser brennbaren Materialien nach einem früheren tödlichen Brand im Lakanal House im Süden Londons acht Jahre zuvor zu ignorieren? Die Minister wurden mindestens 21-mal aufgefordert, diesen Empfehlungen in den drei Jahren vor Grenfell Folge zu leisten.
Wenn wir Glück haben, werden manche der wahren Ursachen in Teil 2 des Berichts zum Vorschein kommen, der aber auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben wird. David Auerbach, Wangen im Allgäu
Danke, Herr Wöller
„Sachsen zielt auf Linksaußen“, taz vom 7. 11. 19
das beruhigt mich sehr, dass der für mich als sachse zuständige innenminister wöller keine rechtsfreien räume duldet. warum beschleicht mich aber ansonsten das perfide gefühl,dass genau diese räume immer größer werden? gentrifizierung? klimawandel? nsu? flüchtlinge im mittelmeer, die leider nicht von herrn wöller beschützt werden – können?
es bleibt sehr, sehr kompliziert. äh, also jetzt nicht in sachsen natürlich. danke, herr wöller. Boris Krumm, Frohburg
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