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meinungsstark

Das Feeling, „mit dabei zu sein“

„Die Wahrheiten des Relotius“, taz vom 20. 12. 18

Eine große Frage: Was ist wahr? Eine Wahrheit ist, dass der Raum für sorgfältige Recherche immer enger wird, denn sie erfordert neben journalistischer Wachheit und Hartnäckigkeit Zeit und Geld. Beides wird Journalisten immer stärker beschnitten. Eine andere Wahrheit ist, dass eine Mehrheit eher das Feeling sucht, „mit dabei zu sein“, als sich der Mühe zu unterziehen, sich einer komplexen Realität zu nähern, die oft weit außerhalb unserer Landesgrenzen ohnehin schwer zu begreifen ist. Nicht umsonst haben Dokusoaps wie „On the Case“, die allesamt reale Begebenheiten zu nervenkitzliger Unterhaltung aufbereiten, Hochkonjunktur. Da ist der Weg nicht mehr weit zu einer „Anreicherung“ journalistischer Berichterstattung durch gefakte Interviews, zur Erfindung neuer Personen, die sich als fiktive neben die realen stellen lassen, als kämen sie aus der gleichen Ortsgemeinde. Hildegard Meier, Köln

Konservativ oder rechtsradikal?

„Man kann Bücher nicht einfach aussperren“, taz vom 8./9. 12. 18

Christoph Links vermischt Akzeptanz gegenüber dem Vertrieb bestimmter rechter Ideen mit der Redebereitschaft der Demokraten mit denjenigen, die diese Ideen verbreiten. Abgesehen davon, dass über die Argumentationen der Rechten das Wesentliche bekannt ist, als dass man jede ihrer neuen Publikationen mit dem Verweis, über rechtes Denken Bescheid wissen zu müssen, begründen kann, ist doch eines völlig klar: Rechtes Denken ist kein Denken im Sinne einer sich zu Dialog und Diskutabilität anbietenden Meinung, sondern festgelegte Ideologie, basierend auf aufmerksamkeitsgenerierenden „Emotions“. Was gibt es da miteinander zu reden?

Stattdessen ist es vielleicht wirkungsvoller, den eigenen Dog­matismus nicht bei der Gesprächsverweigerung mit Rechten zu erkennen und abzubauen, sondern dort, wo erzkonservative, monokulturell geprägte Meinungen und Affekte im Schnellverfahren als rechtsradikal und „Nazi“ beurteilt werden. Der Dorfbewohner, der sich in den 80ern zusammen mit Linken gegen das nahe gelegene Atomkraftwerk gewehrt hat, wurde ja auch nur von den reaktionärsten Leuten gleich als RAF-Sympathisant bezeichnet, der doch „nach drüben“ (in die DDR) gehen solle. Die Trennlinie zwischen einem heiklen, fragilitätslindernden Konservatismus und Rechtsradikalität zu ziehen scheint mir sinnvoller, als mit Leuten zu reden, die sich, während sie sich allzu gern reden hören, vor lauter Phraseologie nicht einmal mehr selbst zuhören. Wolfram Hasch, Berlin

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