meinungsstark:
Brüste raus bei heißem Wetter?
„Nackte männliche Oberkörper sind reine Machtdemonstration“, taz vom 11. 8. 18
An einem heißen Sommertag das T-Shirt ausziehen und mit den Freunden im Park Frisbee spielen, ohne dass alle Welt auf die herum springenden Brüste schaut – das ist eine Freiheit, die auch ich als Frau gerne genießen würde. Dass Männer diese Freiheit besitzen, ist zwar ungerecht, aber vornehmlich nicht deren eigene Schuld. Würde die Gesellschaft anfangen, den menschlichen Körper nicht nur als sexuelles Objekt und Selbstdarstellungsmedium zu sehen, dann könnten Frauen wie Männer sich freier bewegen. Ob der männliche Körper sich in der Öffentlichkeit nun bedeckt oder nicht, hat auf die gesellschaftliche Akzeptanz weiblicher Brustwarzen keine Auswirkung. Deshalb ist das beschriebene Verhalten nicht unsolidarisch, beide Parteien wären vielmehr gleich unberechtigt.
Viel unsolidarischer finde ich die Abwertung eines menschlichen Körpers aufgrund mangelnder Attraktivitätsmerkmale. Der Autor scheint die Meinung zu vertreten, dass die öffentliche Störung durch das oberkörperfreie Herumlaufen noch erschwert wird durch das Leben in einem Körper, der nicht den gängigen Idealvorstellungen eines Mannes entspricht. Behaart, fettleibig, tätowiert? Gezeigt werden darf heute nur noch, was schön ist. Was als schön anerkannt wird. Junge Frauen in bauchfreien, durchsichtigen Tops? Kein Problem. Übergewichtige Männer in Leggings? Aufdringlich.
Wenn man sich schon mit so einem Thema auseinandersetzt, sollte man die Sache nicht so oberflächlich behandeln und sich sachlicher mit seinen Ängsten auseinandersetzen. Es gibt sicherlich Gründe, warum man seinen Körper in der Öffentlichkeit bedeckt, aber hier die Solidarität vorzuschieben, halte ich für ein fadenscheiniges Mittel, seine eigenen Vorstellungen zu rechtfertigen. Allgemein würde ich gerne in einer Welt leben, in der jeder Mensch die Freiheit hat, so herumzulaufen, wie er sich wohlfühlt, ohne dass er Angst haben muss, mit seinem Erscheinungsbild ungewollt seine Mitmenschen zu provozieren. Marlene App, Frankfurt am Main
Klimawandel und Mikrobiologie?
„Neue Plagen des Klimawandels“, taz vom 15. 8. 18
Ganz beiläufig erfährt man aus diesem Artikel, der mit dem Militär direkt nichts zu tun hat, dass die Bundeswehr auf dem Forschungsgebiet Mikrobiologie mitmischt. Sie betreibt in München ein Institut für Mikrobiologie.
Ich würde gern erfahren, wo dieser militärische Komplex, dieser Staat im Staat, seine Krakenfinger noch und schon reingesteckt hat. Wenn die Politik geflissentlich wegschaut bei der Bundeswehr, sollte zumindest der Bundesrechnungshof hinschauen, wie genau sie sich an ihre Aufgabenstellung hält, welche Gelder sie zweckentfremdet und in falsche Kanäle leitet. Gert Gropp, Berlin
Wachstum stoppen – Klima gerettet?
„Degrowth-Konferenz in Malmö: Sie wollen Schweden schrumpfen“, taz vom 20. 8. 18
Degrowth würde unseren Kapitalismus beenden. Schrumpfende Volkswirtschaften sind wohl nur als autoritäre, staatliche Planwirtschaften denkbar – ob Ideen wie ein Negativzins das verändern können, ist noch unklar. Ohne Kredite gibt es diesen drastischen Überschuss günstiger Energie nicht, was unseren modernen Lebensstil beenden würde. Entwickelte Gesellschaften mit weniger Energieverbrauch gab es auch im Mittelalter, in der Bronzezeit und in grauer Vorzeit, man denke an die Pyramiden. Die Bauten unserer Hochkultur fallen nach 50 Jahren zusammen, danach rostet der Stahlkern weg.
An Degrowth führt auf Dauer kein Weg vorbei. Besser wir gestalten ihn, als wir werden durch einen Crash gezwungen. Ein energiearmes Modell würde eine regionale Kreislaufwirtschaft mit einem hohen Anteil Subsistenzwirtschaft erfordern. Wir könnten Gartenstädte und Kleingärten fördern, Wald pflanzen, dauerhafte Wasserleitungen bauen (Viadukte) und Städte in Gegenden bauen, die auch ohne Transport und moderne Wirtschaft (und bei steigenden Meeresspiegeln) attraktiv scheinen. ERICB auf taz.de
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