meinungsstark:
Abriss ist keine Lösung
„Es geht auch ohne Bagger“, taz vom 22. 12. 17
Bernward Janzings Artikel ist sehr sinnvoll und notwendig. Das komplexe Problem des Wohnungsmangels – in einigen Regionen – ist durch Neubau allein nicht zu lösen. Vielmehr müssen Anreize geschaffen werden, bestehende Immobilien auch wirklich zu nutzen. Bei uns in Chemnitz stehen noch immer über 15.000 Wohnungen leer. Der Mietpreis liegt im Durchschnitt unter 5 Euro pro Quadratmeter. Warum nicht Anreize schaffen – zum Beispiel leichter unklare Besitzverhältnisse zu klären –, um diesen Wohnraum auch wirklich Menschen zur Verfügung zu stellen? Auf jeden Fall ist es richtig, den Abriss zunächst nicht weiterzufördern, um bestehende Infrastruktur – gerade im Osten – zu erhalten. Auch die Stärkung von Wohnungsgenossenschaften kann ein sinnvoller Weg sein. Die Probleme sind in Stuttgart sicher andere, sodass auch regionale Ansätze möglich sein sollten. Martin Schmidt, Chemnitz
Wohnraum gibt es genug
„Es geht auch ohne Bagger“, taz vom 22. 12. 17
Endlich mal ein Autor, der die Verteilungsfrage auf dem Wohnungssektor thematisiert. Dass verstärkter Wohnungsbau die steigende Wohnungsnot nicht lindern kann, muss jedem leidlich informierten Menschen klar sein, da die Wohnfläche pro Kopf der Bevölkerung seit Jahrzehnten ständig steigt. Wohnraum gibt es genug, nur die Verteilung wird immer ungerechter. Darüber öffentlich zu reden, scheint aber absolut tabu zu sein. Da liegt das eigentliche Problem der Wohnungsnot.
Curt Schmidt, Stutensee
Viele fehlbelegte Wohnungen
„Es geht auch ohne Bagger“, taz vom 22. 12. 17
Liebe taz! Ich bin mit dem Titel des Artikels einverstanden, aber nicht mit seinem Inhalt. Es gibt in Berlin sehr viele fehlbelegte Wohnungen. Ich kenne etliche Leute, die gern in eine kleinere Wohnung umziehen würden, sich das aber bei den heutigen Preisen nicht leisten können, da sie als Altmieter vor zu krassen Mietsteigerungen geschützt sind. Auch eine alleinstehende Dame wird nicht in eine kleinere Wohnung ziehen, bloß weil man ihr eine anbietet und den Umzug bezahlt.
Schwierig ist auch die Besitzstandwahrung. Warum kann man nicht den Supermarkt Reichelt in Wilmersdorf, der einen riesigen Parkplatz hat, dazu zwingen, den Parkplatz freizugeben und dafür ein Parkhaus hinzusetzen, was weniger Platz verbraucht? Laubenkolonien plattzumachen, ist auch keine Lösung, da wegen der Erderwärmung dringend Luftschneisen gebraucht werden. Veronika Dehnhard, Berlin
Altes Elend in neuem Gewand
„Der Afrikaner neue Kleider“, taz vom 22. 12. 17
Während die Verwertung der Second-Hand-Kleidung in der Hand von vielen kleinen Selbstständigen liegt, die lokal in kleinem, überschaubarem Rahmen agieren, wird die neue ugandische Textilindustrie in der Hand weniger Kapitalisten liegen und die Ausbeutung wandert von Bangladesh weiter nach Uganda. Dies soll die neue gelobte Lösung sein? Ausbeutung und Unterwerfung für Wohlstand und Frieden? Es ist wichtig, dass mit dem Aufbau einer Textilindustrie in Uganda auch eine starke Gewerkschaft zum Zuge kommt und die Bildung von Genossenschaften forciert wird, statt einzelne Fabrikbesitzer zu fördern. Alles andere ist altes Elend in neuem Gewand. Arne Matschinsky, Hamburg
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