piwik no script img

Archiv-Artikel

martin schwalb, handballtrainer Jeglicher Euphorie abhold

„Stets bereit zur Gefahrenabwehr“ scheint Martin Schwalbs Motto in eigener Sache zu lauten. Wann immer der 44 Jahre alte Trainer des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg auch nur das Aufflackern von Euphorie erspäht, springt er im Stile eines Feuerwehrmannes herbei, um die Brandstelle auszutreten. Überschwang ist Schwalb ein Gräuel. All diese hohen Erwartungen, die im Vorfeld einer Saison formuliert werden, fallen letztlich auf ihn zurück.

In der vergangenen Spielzeit hatte Schwalb den HSV Hamburg zur Vizemeisterschaft geführt. Präsident Andreas Rudolph verlangt jetzt den Titel. Das könnte schwierig werden, denn zu Hause hat der HSV schon drei Punkte abgegeben. Der 31 : 15-Heimsieg gegen Tusem Essen am Sonnabend war fest eingeplant.

Viel wichtiger ist das Spiel am Dienstag. Dann muss der Herausforderer beim deutschen Meister THW Kiel (20.15 Uhr, live im DSF) antreten. Sollte der HSV dort verlieren, wüchse die Zahl seiner Minuspunkte auf fünf. Für die weiteren 24 Bundesligaspiele wäre das eine schwere Hypothek.

Um seinen Arbeitsplatz müsste sich Schwalb aber nicht sorgen. Am 17.August wurde sein Vertrag bis 2011 verlängert. Rudolph plant langfristig mit dem ehemaligen Nationalspieler, schließlich hat der ihm in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils eine Trophäe beschert. In der Saison 2005/ 06 führte Schwalb den Klub zum Gewinn des DHB-Pokals, ein Jahr später zum erstmaligen Gewinn des Europapokals der Pokalsieger.

Als „die letzte Patrone“ des HSV hatte Rudolph Schwalb vor zwei Jahren bezeichnet. Der HSV stand wirtschaftlich vor dem Kollaps. Heute misst sich der Verein mit dem THW Kiel. Das ist natürlich den millionenschweren Zuwendungen Rudolphs geschuldet. Aber auch Schwalb hat mit seiner Arbeit einen großen Anteil am Erfolg. CHRISTIAN GÖRTZEN

MARTIN SCHWALB, 44, hat dem HSV-Handball schon zwei Trophäen beschert und steht unter Erfolgsdruck. FOTO: DPA