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Archiv-Artikel

marcelo bordon Buddha Brazil

Unter Boxern gibt es immer wieder diese weichen Riesen. Denen nichts Schmerzen zu bereiten scheint. Und wenn sie dann die Lippen öffnen, um zu sprechen, dann formulieren si e sanfte Worte, zeigen einen weichen Kern, der so gar nicht zum robusten Äußeren passen mag. Unter den Fußballern ist der Catchersohn Daniel van Buyten so einer, und weil seine weiche Seite so offensichtlich ist, nennen ihn die Mitspieler in München Daniela.

So etwas würde sich natürlich niemand trauen bei Marcelo Bordon. Der Schalker Kapitän ist auch so ein sanfter Typ, doch er hat sein überaus erfolgreiches Credo, eine Mischung aus zurückhaltenden Worten, aus ebenso besonnenem wie dynamischem Fußballspiel und bedingungslosem Willen zum Leitmotiv der Schalker Meisterschaftskampagne gemacht. Schon länger prägt sein Geist die Mannschaft, doch nun ist seine Haltung auch bei den Fans angekommen. Wo 2001 und 2005 noch Überschwang aufkam, da dominieren Geduld und Disziplin. Niemand sang am Samstag „Oh wie ist das schön“, die Leute freuten sich kurz und gingen nach Hause. Sie sparen sich ihre Hysterie bis zum Moment der Vollendung. „Ich will nicht weiterträumen, ich bleibe hier“, umschrieb Kapitän Marcelo Bordon dieses Gefühl. Diesmal scheinen sie ihre 2005 noch unermessliche Gier tatsächlich im Griff zu haben, und Bordon ist so etwas wie der Spiritus Rektor. Schon das Cottbus-Spiel war eine schwere Übung in der Kunst, die klare Überlegenheit konstruktiv zu nutzen, ohne dabei nachlässig zu werden. Vier weitere solche Aufgaben folgen. Doch es hat sich ein Vertrauen entwickelt, das es bislang nicht gab im blau-weißen Universum, wo seit Jahren Minderwertigkeitskomplexe und Versagensängste kursieren. Bordon hat daran seinen Anteil, denn sein Wille ist so stark spürbar, dass er den Glauben nährt: „Wir haben in den letzten drei Jahren etwas gelernt.“

Er selbst war als junger Spieler ein Fan des Nachtlebens, kaufte teure Autos, war zu gierig. In Brasilien hat er immer noch einen katastrophalen Ruf. Nun spielt er beeindruckend, glaubt an Gott und sagt: „Für die jungen Spieler ist es ein bisschen hart jetzt.“ Weil es so lange dauert bis zur Erfüllung. DANIEL THEWELEIT