piwik no script img

man at work - heute: der präolympionike ernst von pfuel, erfinder des brustschwimmens

Heute starten die Vorläufe für die deutsche Medaillenhoffnung im Brustschwimmen der Männer, Mark Warneke. Ist Warneke eigentlich Sportsoldat? Medizinstudent, na gut. Wir setzen auf die internationale Erfahrung des Esseners in dieser urdeutschen Disziplin.

Warneke schwimmt im Kielwasser des Ernst Heinrich Adolf von Pfuel (1779–1866). Er ist der Gründungsvater des Brustschwimmens. Ab 1810, dem Jahr, in dem Lord Byron auf seiner Lyrikerbrust den Hellespont schwimmend durchquerte, gründete Schwimmmeister von Pfuel seine Schwimmanstalten in Prag und Berlin, wo er aus seinem neuen Leitfaden „Über das Schwimmen“ auch selbst unterrichtete.

Pfuel war entschiedener Verfechter des Trockenschwimmens. Für den passionierten Militär lag es nahe, den Galgen, pazifistisch: die Lehrangel, zu benutzen, um seine soldatischen Schwimmeleven auf den Ernstfall vorzubereiten. Der Bewegungsablauf wurde dabei auf dem Kasernenhof in drei Schritten eingedrillt, gemeinschaftlich in schildkrötenartiger Rückenlage übrigens. Auf „eins“ galt es die Arme anzuwinkeln; auf „zwei“ streckte man die Arme und zog die Beine an. Auf „und drei“ mussten die Beine gestreckt und musste dazu der Bogenschlag der Arme vollzogen werden. Wichtig war das „und“. Wäre es nicht beachtet worden, hätten die Soldaten kaum an Strecke gewonnen – gesetzt den Fall, sie hätten ins Wasser gemusst.

Brustschwimmen, die deutscheste Form allen Wässerns. Auch wenn es frühsteinzeitliche Höhlenzeichnungen von Brustschwimmern in Libyen gibt; auch wenn diese Fortbewegungsweise in mittelalterlichen Chroniken erwähnt wird; auch wenn ein Schweizer schon anno 1538 eine erste Theorie verfasste: erst Pfuel und das alte Preußen machten den Weg frei für die Aufnahme in den sportlichen Olymp.

Von Pfuel, ein Weggefährte Goethens und Freund Heinrich von Kleists, galt als Schöngeist und Sportsmann, war also zum Politiker hervorragend geeignet. Ganz nach Platon, bei dem es über den schlechten Staatsmann heißt: „Er kann weder schwimmen noch schreiben.“

Pfuels Karriere begann zeitgemäß auf militärischen Startblöcken: In den Befreiungskriegen kämpfte er als General seit 1806 für Österreich, Russland und schließlich für Preußen. Seine politische Laufbahn geriet indes zur Kurzstrecke: Des adeligen Demokraten Ämter als preußischer Ministerpräsident und Kriegsminister 1848 endeten bereits nach wenigen Monaten. STEFAN JORDAN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen