männermacht : Erdbeben an der Eliteuniversität
An einer der berühmtesten Universitäten der Welt, der Harvard University in Boston, USA, ist ein erbitterter Streit darüber ausgebrochen, ob Frauen überhaupt fähig seien, wissenschaftlich zu arbeiten. Auslöser der Streits, der mittlerweile schon weit über Boston hinaus geführt wird, war der Universitätspräsident Larry Summers höchstpersönlich. Es scheine Belege zu geben, dass es bei zahlreichen Eigenschaften, wie „Größe, Gewicht, krimineller Neigung, IQ und der Eignung zum mathematischen und wissenschaftlichen Arbeiten“, Unterschiede zwischen Männern und Frauen gebe, die nicht einfach durch Sozialisierung erklärt werden könnten, sagte der Unipräsident auf einer Tagung Mitte Januar. Nach seiner Ansicht ist es anlagebedingt, dass Frauen im Wissenschaftsbetrieb unterrepräsentiert seien, und liegt nicht an der anhaltenden Diskriminierung von Wissenschaftlerinnen. Seit diesem Rückfall in das Alte Europa, in dem es vor allem in Deutschland bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein Frauen mit diesem Argument verwehrt wurde, ein Studium aufzunehmen, reißen die Rücktrittsforderungen an Summer nicht ab. Dieser entschuldigte sich zwar mehrfach, aber seine Aussage, dass Frauen aufgrund ihrer genetischen Anlagen für die Wissenschaft ungeeigneter seien als Männer, sorgt weiterhin für Unmut. Wie auch immer der Kampf um den Posten des Universitätspräsidenten in den nächsten Wochen ausgehen wird, ein Aushängeschild für die renommierte Eliteuniversität ist die Geschichte mit Sicherheit nicht.
WOLFGANG LÖHR