männer & andere zwischenstufen (vi) : Bernd Schneider, das Model
Der Sexappeal der WM. Heute Bernd Schneider (sprich: Schneider), geb. 1973 in Jena, spielt bei Bayer Leverkusen
Männer loben einander nicht ihrer Körper wegen. Wollen sie einen der ihren preisen, heißen sie ihn, beispielsweise, „einen weißen Brasilianer“. Gemeint ist Bernd Schneider, und diese Anerkennung erhielt er mal wieder nach dem Spiel gegen Polen, weil er einfach & schlicht sehr, sehr akkurat mit dem Ball umgehen kann. In dem Satz liegt selbstredend ein rassistisch verbrämtes Pfund, denn weshalb sollte ein Mann, aus dem Arbeiter-und-Bauern-Teil unseres Landes stammend, hellhäutig durch und durch, nicht elegant mit der Pille umgehen können? Bernd Schneider jedenfalls verdient dieses Kompliment in jeder Hinsicht – und sei’s drum, er spielt auf dem Platz tatsächlich so etwas wie Bossa nova am Ball.
Sein Lauf ist schwingend, seine Körperbeherrschung wie die eines Mannes, der liebt, was er hat, die Beine, muskulös um feste Sehnen, sein Leib ist überhaupt dehnbar, weshalb er so schöne Pässe schlagen kann. Schneider, der als Zwerg beim heutigen SV Lobeda 77 begann, ist von gar nicht so filigraner Statur, 176 Zentimeter misst er und wiegt bei offenbar starken Knochen 74 Kilogramm. So einer muss auf das Publikum stark und ballettös in einem wirken – ein Rackerer, aber nicht im Verdacht, ein athletischer Ackerzosser zu sein.
Was ihn ernsthaft sexy macht, sind die wuscheligen Haare – keine Strähnen wie einst Netzer, auch keine Krausigkeit wie Breitner. Einer von altdeutscher Aura, mit schöner Nase, sinnlichem Mund und irgendwie stets hungrig und neugierig schauenden Augen. Vergesst Beckham – dieser Schneider ist für alle Träume eine hübsche Besetzung. JAF