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Archiv-Artikel

lexikon der globalisierung Was heißt eigentlich „Strukturanpassung“?

Wenn ein hochverschuldetes Entwicklungsland weitere Kredite aufnehmen muss oder will, bekommt es diese in der Regel nur, wenn es sich einer so genannten Strukturanpassung unterzieht. Diese wird vom Internationalen Währungsfonds (IWF) überwacht und hat das Ziel, durch politische Maßnahmen die Wirtschaft des Landes so umzugestalten, dass eine Rückzahlung der Kredite leichter möglich wird. Da Schulden in der Regel in US-Dollar zurückgezahlt werden, ist damit notwendigerweise eine Orientierung auf Exporte verbunden, denn nur durch Exportüberschuss können Devisen erwirtschaftet werden.

Eine Steigerung der Exportmengen ist eine kritische Maßnahme, weil die Märkte für viele typische Produkte aus Entwicklungsländern gesättigt sind. Beispiel: Kaffeeanbau. Produktionssteigerung führt zu Preissenkung – der Weltmarktpreis sinkt –, damit gerade nicht dazu, dass ein Exportüberschuss erwirtschaftet wird. Wir aber profitieren von niedrigen Kaffeepreisen.

Exportorientierung ist aber nicht alles. Strukturanpassungen unterliegen einer neoliberalen Doktrin, die zwar in den letzten Jahren mit sozialpolitischen Schlagwörtern wie Armutsreduktion verschönt wird, aber nicht grundsätzlich geändert wurde. Gängige Maßnahmen in Strukturanpassungen sind Abwertung der Währung, Privatisierung von Staatsbetrieben sowie der Abbau von Handelsschranken und Kapitalverkehrskontrollen. Jede dieser Maßnahmen birgt eine Fülle von Einzelproblemen, aber aus einer generalisierenden Sicht lässt sich die Wirkung zusammenfassen: Die Entwicklungsländer verlieren die politische Macht, ihre Wirtschaft nach eigenen Vorstellungen zu gestalten; sie müssen sie öffnen, damit sich die zu erzielenden Gewinne leichter von transnationalen Unternehmen abschöpfen lassen. Ein Schuldenerlass oder -moratorium hätte einen positiveren Effekt auf die Wirtschaftskraft des verschuldeten Landes. EVA EBENHÖH

Das Lexikon der Globalisierung entsteht in Kooperation mit dem wissenschaftlichem Beirat von Attac und erscheint jeden Sonntag. Nächste Woche: Was ist eigentlich Fiskalpolitik?