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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Was ist eigentlich ein „Vollweib“? (8. 3.)

Darf ein Vertreter des männlichen Geschlechts diese am Internationalen Frauentag von einer Frau gestellte Frage ehrlich und ernsthaft beantworten, ohnen in den Verdacht geraten, ein unverbesserlicher Chauvi zu sein? Also, ein so genanntes Vollweib ist: weich, warm, sinnenfroh, gefühlvoll, üppig, attraktiv, erotisch, sexy … Ein solch Fleisch gewordener Männertraum ist auch Michaela aus Bielefeld!

Uwe Tünnermann, Lemgo

Vollweib ist ein anderes Wort für die Mutter an sich: eine als Projektionsfläche verwendete Frau, in die sich alle halbstark gebliebenen „ganzen Männer“ am liebsten nicht nur teilweise, sondern ganz und gar verkriechen würden. Andererseits ist ein Vollweib ein mit Angst besetztes Klischee sexueller Fantasie: Keine halben Sachen. Wenn du mich willst, nehme ich dich ganz. Die echte Alternative zum Porsche.

Markus Bartl, Heilbronn

Eigentlich nicht zu verachten!

Gerd Neurath, Saarbrücken

Was ist öder: spülen oder abtrocknen? (8. 3.)

Also spülen ist wirklich verdammt öde. Aber ob das Geschirr es öde findet, allein an der Luft zu trocknen, ist mir eigentlich ziemlich egal.

Thomas Promny, Hamburg

Eindeutig abtrocknen. Was soll da schon passieren? Beim Spülen kann man sich prima die Finger am Brotmesser schneiden, die Hand am zerbrochenen Glas aufschlitzen, man weiß nie, welcher Glibber von Speiserest einem als Nächstes um die Hände schwimmt, die Haut quillt auf und wird schrumpelig, und wenn man richtig Glück hat, verträgt man das Spülmittel nicht, und die Hände jucken stundenlang, weil man keine Handcreme mehr hat. Da sich meine Abenteuerlust in Grenzen hält, trockne ich lieber ab. Da fällt einem höchstens mal das Brotmesser in den Fuß! Barbara Kirsch, Lüneburg

Abtrocknen ist seelentötend und sinnlos. Mutter ließ mich nie ans Becken, mit der Ausrede: Das Abwaschen sei ein komplizierter und verantwortungsvoller Vorgang. Groß geworden spüle ich nun kompliziert und verantwortungsvoll, jedoch kommt das Geschirr hinterher in den Abtropfkorb, wo es von selbst im Nu trocknet. Hiermit sei die These der Psychologin Alice Miller, „Jene Grausamkeiten, die unsere Eltern uns in der Kindheit zufügen, werden wir uns ein Leben lang antun“, zum Teil widerlegt.

Georg Pelle, Berlin

Warum wird eine Ladung im Hafen gelöscht? (22. 2.)

Auf dem Frachtbrief kommen alle Güter noch einmal in Form von Sprache (jiddisch: loschn) im Hafen an. Beim Entladen wird zur Kontrolle das jeweils entsprechende Wort ausgestrichen. Ist das Schiff leer, so ist die Ladung (auf dem Frachtbrief) gelöscht.

Uta Eckensberger, Saarbrücken

Der Seeleute-Ausdruck „löschen“ kommt aus dem Plattdeutschen und ist mit den Wörtern lösen = leeren verwandt. Ein Schiff wird von seiner Ladung frei gemacht.

Jürgen D. Müller, Hannover

Warum ist Einparken schwieriger als Ausparken? (15. 2.)

Erste mögliche Antwort: Weil mensch die Dimensionen der Parklücke beim Ausparken bereits kennt. Wenn dann allerdings vor und/oder hinter dem eigenen Wagen andere Fahrzeuge (mit anderen Abständen, Formen und Farben) stehen, dann wird’s wieder schwierig.

Zweite mögliche Antwort: Rein ist immer schwieriger als raus! Fußballtor, Papierkorb, Teetasse und … vieles mehr. Alexander von der Osten,

Prien am Chiemsee

Die Schwierigkeiten beginnen im Kopf: Nach der fünften Umrundung des Wohnblocks mitten in der Nacht werde ich langsam zappelig. Bietet sich dann eine Lücke, und sei sie auch noch so klein, treibt mich der Gedanke, es könnte der letzte Parkplatz sein, den ich heute finde, in den Wahnsinn und macht es mir fast unmöglich, vernünftig einzuparken. Am nächsten Morgen aus derselben Lücke zu entkommen ist dann ein echtes Kinderspiel. Die Tatsache, dass ich keinen Parkplatz mehr brauche, schafft komplette Entspannung. Siggi Lamaack, Hamburg

Stimmt gar nicht, wenn man nämlich beim Ausparken feststellt, dass man in der Zwischenzeit eingeparkt worden ist. Alexander Neumann, Freiburg

Warum wird bei Wettkämpfen immer linksherum gelaufen? (1. 2.)

Die gemeinen Wettkämpfer und Sportsfreunde sind satt situiert im Raum-Zeit-Kontinuum; darauf baut Sport schließlich auf. Die LäuferInnen machen ihrer Subversivität dagegen symbolisch Luft: Sie versuchen nicht nur durch Weglaufen der räumlichen Tristesse Differenz abzugewinnen, sie kämpfen auch gegen die Zeit respektive gegen die Uhr. Da Zeit nun mal schwer visualisierbar ist, macht man’s auf symbolisch: gegen die Uhr, den Uhrzeigersinn, linksherum.

Linksrum laufen entspricht natürlich ebenso der klassisch-westlichen Lesart von links nach rechts, das heißt: Es macht es dem Zuschauer von außen leichter, ein Rennen zu lesen. Eine solche rezipientenorientierte „Grammatik“ klingt in meinen Ohren aber unsexy und nicht sehr links(herum).

Ingo Landwehr, Weimar

In seinem Nachtrag erwähnt Leser Peter Scharf die Erkenntnis des Psychologen Güntürkün, der feststellt, dass die meisten Menschen die Tendenz zum „Rechtsküssen“ haben. Diese Erkenntnis ist Dummfug. Die Richtung des Kopfneigens hängt ebenso wie die Frage des „Stoßbeins“ beim Rollerfahren davon ab, ob ein Mensch Links- oder Rechtshänder ist.

Aufgrund eigener empirischer Untersuchungen weiß ich, dass die meisten Menschen „Linksküsser“ wären – wenn man sie nur lassen würde. Leider wurden viele Linkshänder in der Vergangenheit zwangsumerzogen und haben seitdem deutliche Orientierungsschwierigkeiten bei zwischenmenschlichen Kontakten.

Wolf Schairer, Elmshorn