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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Wie heiß ist es in der Hölle? (9. 8.)

Die Antwort ist leicht. Genau 1 Grad Kelvin. Während Gott = 0 Grad Kelvin = absolute Ruhe, Stille, Barmherzigkeit und Güte darstellt, ist 1 Grad Kelvin = qualvollste Langsamkeit bei unerreichbarem Stillstand = Hölle. So isses!

Horst Kramm, Sulingen

Viel heißer als es zurzeit in meinem Zimmer ist, kann es jedenfalls nicht sein. Philipp Horn, Karlsruhe

Das sündige Fleisch wird zunächst in heißem Fett bei zirka 200 Grad Celsius scharf angebraten, dann wird der Garprozess bei etwa 90 Grad fortgesetzt. Die Krönung bildet das anschließende Schockgefrieren bei minus 40 Grad. Dieses Rezept und weitere Spezialitäten finden potenzielle Höllengourmets im Werk „Schmoren mit dem Teufel“, welches demnächst als Ergänzung zum Erfolgsbuch „Kochen mit der Maus“ erscheinen soll.

Rainer Bornemann aus dem „höllisch heißen“ Göttingen

Genau so, dass das Gebratenwerden ein möglichst langwieriger Prozess ist. Kann ganz so heiß also nicht sein. Fassen wir es so: So heiß wie im Biogrill.

Jens Welslau, Bielefeld

Mindestens zehn Grad heißer als in der Vorhölle. Die „gefühlte Hitze“ hängt allerdings von der Sünde ab, deren sich der/die dorthin Verfrachtete schuldig gemacht hat. Kardinal Ratzinger wird folglich dermaleinst viel, viel mehr schwitzen müssen als Lesben und Schwule, die hier auf Erden in eheähnlichen Zweiergemeinschafteen gelebt haben. [Das sieht der aber ganz anders, fürchtet: die Red.]

Uwe Tünnermann, Lemgo

Nicht viel heißer als im Freibad:

Ein Mann stirbt und kommt an das Himmelstürchen. Petrus fragt ihn: „Wohin möchtest du, in den Himmel oder in die Hölle?“ Der Mann, überrascht: „Wie, das kann ich mir aussuchen?“ Petrus: „Na klar kannst du das. Gott liebt dich, und du bist frei.“ Der Mann kann sich nicht entscheiden. „Probier doch erst mal eins von beiden aus, und in ein paar Tagen reden wir noch mal drüber, einverstanden?“

Nach drei Tagen Langeweile zwischen blockflötenden Engeln und Höhenangst und weichen Wolken testet er dann die Hölle: Sandstrand, Spanferkel, Sonne und Gitarrenmusik, wunderbar. Doch am dritten Tag entdeckt der Mann am Ende des Strandes eine Mauer. Durch ein Loch sieht er Menschen in Kochtöpfen, von schrecklichen Gestalten gepiesackt, um Gnade winselnd. Schrecklich anzusehen.

„Ich möchte ja schon ganz gern hier bleiben“, sagt der Mann am nächsten Tag zu Petrus, „aber diese armen Gestalten hinter der Mauer machen mir Angst.“ „Ach“, sagt Petrus, „da brauchst du keine Angst zu haben, das sind Katholiken. Die wollen das so.“

Burkhard Wölfel

Nomen est omen: höllisch.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Ich glaube: So heiß, wie gerade in Heidelberg. Vorteil: Wir durchleiden unsere Höllenqualen jetzt schon und kommen dafür später dann gleich in den Himmel! Praktisch, oder?!

Georg Isbaner, Heidelberg

Als ich das letzte Mal dort war, im Juni 1979, war es für die Jahreszeit zu kühl. Aber das ist ja kein Wunder, schließlich zählt diese Region Oberfrankens nahe dem Fichtelgebirge zu den kältesten in ganz Deutschland.

Claus Langbein, Kornwestheim

Warum sind Markisen (fast) immer gestreift? (9. 8.)

Längsstreifen machen die Markise schlank. Rose Remmert, Freiburg

Damit es nicht zu einem Hitzestau auf der Markise kommt und damit das Material länger hält. Helle und dunkle Streifen nehmen eine unterschiedliche Menge von Wärmeenergie auf. Diese kleinen Temperaturunterschiede führen zu einer Luftbewegung auf der Markise, und es kommt zu keiner dauerhaften Überhitzung und Materialermüdung. [Echt? Höchst skeptisch: die Red.]

J. D. Mueller, Hannover

Weil sie angeben wollen! Wer hat denn schon Streifen, wenn sie/er ausgezogen ist?! Georg Isbaner, Heidelberg

Warum ist bei ganz vielen Leuten der Mittelfinger krumm? (2. 8.)

Es handelt sich um den so genannten Kritzelfinger. Wenn ihr mal nachschaut, werdet ihr sehen, dass es sich in der Regel um den Mittelfinger der rechten Hand handelt, bei Linkshändern den der linken, mit Hilfe deren und eines Stifts noch einige – inzwischen wenige – Leute schreiben und/oder zeichnen. Die Abspreizung bildet sich im Lauf von etlichen Jahren bei nicht nachlassendem „Schreibdruck“. Bei Kindern wird man’s also kaum antreffen und in Zukunft vermutlich überhaupt nicht mehr: eine Missbildung, die sich mit Hilfe von progressiven Schreibhilfen erledigt hat. Die krummen Mittelfinger werden aussterben. Also seid froh, wenn ihr noch einen habt.

Rose Remmert, Freiburg

Wegen übertriebenen Gebrauchs.

Claus Langbein, Kornwestheim

Warum ist ein Dollar- billionaire nur ein Euro-Milliardär? (2. 8.)

Erstens: weil die Amerikaner immer alles übertreiben. Zweitens: weil mir, seitdem Bush sein Unwesen treibt, der Euro tausendmal lieber ist als der Dollar. Und vielleicht geht das anderen auch so? Christoph Schmees, Bremen

Gibt es einen noch absurderen Vornamen als Millicent? (5. 7.)

Auch der russischen Revolution haben wir ein paar wahre Schmuckstücke zu verdanken, die heute leider weitgehend in Vergessenheit geraten sind. So erfreuten sich im Zuge des allgemeinen Fortschrittsoptimismus etwa die Vornamen „Elektrifikacija“ und „Industrija“ einer gewissen Beliebtheit. Insbesondere in ländlichen Gebieten kam es vor, dass Jungen zu Ehren der Mechanisierung der Landwirtschaft auch schon mal „Traktor“ getauft wurden.

Neben der Technik wurde natürlich auch der Revolution selbst durch Namensgebung Tribut gezollt. Eher noch akzeptabel scheint der klangvolle Mädchenvorname „Barrikada“, auch die männlichen Vornamen „Vladil“ bzw. „Vladilen“ (von VLADirmir Ilitsch LENin) mögen noch erträglich sein. Wirklich gestraft sind allerdings die nicht wenigen Frauen, deren Eltern so herzlos waren, ihren wehrlosen Säugling „Stalina“ zu nennen.

Ob diese Exzesse tatsächlich an den Dämlichkeitsgrad heutiger deutscher Vornamensmoden heranreichen, darüber lässt sich allerdings trefflich streiten. Spätestens wenn demnächst das Sturmtief „Kevin“ dem Hoch „Anna-Lena“ oder „Chantal“ weichen muss, wird man sehen. Wenigstens haben Wetterlagen keine Nachnamen, sodass uns die Regenfront „Etienne-Ché Przybylski“ einstweilen erspart bleibt.

Johannes Rohr, Kleinmachnow

Ich habe leider über Vornamen noch nicht so oft nachgedacht, es gibt ja auch schon einschlägige Bücher vor allem für werdende Eltern, die diese Frage ausreichend beantworten, aber ich habe da von einem Augenoptiker gehört, der laut Aussage eines Freundes seine Praxis im Kölner Zentrum hat und auf den viel sagenden Namen Augendübler hören soll … [Das erinnert uns fatal an den in Berlin praktizierenden Zahnartzt Dr. med. Nachtweh: die Red.] Rolf Stude, Gummersbach

Warum haben Männer Brustwarzen? (7. 6.)

A Theologie

1. Exegese. Leider habe ich gerade kein Altes Testament zur Hand. Aber es heißt doch – frei wiedergegeben – in der Genesis: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, und er schuf sie als Mann und Frau.“ Damit wäre also der biblizistisch-fundamentalistische Schriftbeweis geführt. Mit dem Umkehrschluss sollten man und frau allerdings vorsichtiger sein. Siehe 2. Gebot!

2. Dogmatik. a) Ansonsten spricht natürlich noch die offenbare Vernunft dafür, dass es einfach „gut“ ist, dass wir (die Männer) Brustwarzen haben: Schließlich hat Gott diese Welt gut und schön geschaffen. b) Vielleicht sollten wir ja auch „nur“ an der Schönheit der Frauen partizipieren? Wer weiß?

B. Naturwissenschaft

1. Experimental. Aus meiner reichhaltigen Lebenserfahrung – puh, bin ich alt! – kann ich noch beisteuern, dass sich kleine Babys – zumindest mein Sohn – nicht von Papas Brustwarzen irritieren lassen. Nur Mamas waren interessant, solange auf diesem Wege seine Ernährung sichergestellt wurde. Nach dem Abstillen allerdings hat er sich für die Brustwarzen überhaupt nicht mehr interessiert.

2. Evolutionstheorie. Selbstverständlich kann auch ein evolutionstheoretischer Ansatz die Frage beantworten: Wenn Punkt A2.b) (Partizipation an der Schönheit der Frauen) zutrifft, ist hier das survival of the fittest gegeben: Es wurden von den Weibchen/Frauen nur diejenigen als Partner akzeptiert, die zumindest so was Ähnliches wie sie vorweisen konnten (was zumindest unterstellt, dass es irgendwann auch Männchen/Männer ohne Brustwarzen gegeben hat, was nach dem ersten Augenschein ja auch nicht so völlig unökonomisch wäre), denn: frau (man) sucht ja immer auch was von sich im anderen. Was zumindest langfristig zur Folge hatte, dass M. ohne Brustwarzen ihr Erbgut nicht weitergeben konnten und daher ausstarben. Andreas Kohrn

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