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Archiv-Artikel

letzte Fragen

Woher kommt der Begriff „alter Schwede“? (31. 12.)

Nach Ende des chaotischen 30-jährigen Krieges und nach den Erfahrungen mit der üblen Soldateska in diesem Krieg ließ der „Große“ Kurfürst von Brandenburg-Preußen, Friedrich Wilhelm, disziplinierte Truppeneinheiten aufstellen. Als Ausbilder und Unteroffiziere warb er ältere und kriegserfahrene schwedische Korporale an. Die schwedische Armee war militärisch überdurchschnittlich erfolgreich gewesen und Personal war nach Kriegsende gut zu bekommen, z. B. aus dem schwedischen Vorpommern. Darin hat der auch heute noch mit einem Hauch von Respekt verwendete Begriff „alter Schwede“ seinen Ursprung.

Jörg Tohsche

Der Begriff „alter Schwede“ leitet sich etymologisch von „alter Suebe“ (Suebe = Schwabe) ab und war im Mittelalter auf den herausragenden Geiz der Schwaben gemünzt. Infolge der ansteigenden Mobilität der Menschen und des aufbrausenden und cholerischen Charakters dieses Volksstammes wurde der Gebrauch des Begriffes aber immer gefährlicher. Es waren die Gebrüder Grimm, die einen Bürgerkrieg – Schwaben gegen den Rest der Welt – verhindern wollten und in ihrem Wörterbuch den harmlosen Begriff „alter Schwede“ einführten, den keiner versteht. Heute hätten sie dafür sicher den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten.

Martin Reinhardt, Hannover

Der Ausdruck entstand erst spät im Zusammenhang mit der skandinavischen Autobau-Kunst. Insbesondere in den Achtzigerjahren war jedes zweite Familienauto ein solcher „alter Schwede“ – also ein zwar untermotorisierter, aber extrem langlebiger Saab oder Volvo. Nicht umsonst führt das Serviceheft meines 1997 neu gekauften Volvo das Jahr 2050 als letzten Termin für eine Service-Untersuchung auf.

Patrick Wenzel, Kassel

Im September 1999 wurde in Hamburg bei Baggerarbeiten zur Vertiefung der Elbe in rund 15 Metern Tiefe ein Findling beeindruckender Ausmaße gefunden. Der erste Bergungsversuch scheiterte, erst der zweite Versuch brachte den ersehnten Erfolg: Der Brocken wurde gehoben und am Elbufer bei Övelgönne an einem vorbereiteten Platz abgesetzt. Er hat ein Gewicht von 217 t und einen Umfang von fast 20 m. Er ist der älteste Großfindling Deutschlands: Während die anderen großen Findlinge durch die Gletscher der Weichsel- und Saale-Eiszeit ihre Fundorte erreichten, ist dieser Findling schon während der Elster-Eiszeit hierher gebracht worden. Der Mineralbestand belegt seine Zugehörigkeit zu den Graniten Ostsmålands (Grauer Växjö-Granit). Er muss deshalb etwa dem Verlauf der heutigen Ostsee-Senke folgend transportiert worden sein. Am 6. Juni 2000 wurde der Findling „Alter Schwede“ getauft und offiziell eingebürgert.

Gesa-Maly Brandt, Hamburg

Warum müssen Frauen auf Filmplakaten den Mund offen haben? (31. 12.)

Weil sie im Film selten genug was zu sagen haben. Carmen Ritter, Hannover

Um dem potenziell männlichen Kinobesucher zu suggerieren: Einer geht noch, einer geht noch rein!

Klaus-Peter Müller, Baden-Baden

Viel beeindruckender als die meist in der Tat leicht geöffneten weiblichen Münder auf Filmplakaten ist doch, mit welchen Nichtigkeiten an edlem Stoff die posierenden Damen oftmals behangen sind. Und wie fein und durchscheinend solche Stoffe gearbeitet sind, um so zwar einerseits noch als Kleidungsstück zu gelten, andererseits aber maximalen Ein- und Durchblick zu gewähren. Frank Bürgel, Heilbronn

Solange Brad Pitt sein hübsches Lächeln nicht verliert, ist das doch alles gut, oder?

Martin Glos, Schweinfurt

Entweder: Das soll wohl erotisch sein … Oder: Denen klappt der Kiefer runter, weil der Film so schlecht ist …

Oder aber: Die fragen sich gerade: „Was mache ich hier eigentlich?“, und sind dabei erst beim „Wa…?“ angekommen.

Barbara Kirsch, Lüneburg

Dürfen auch Nichtchristen Christstollen essen? (24. 12.)

Das ist ähnlich wie mit dem Alkoholverbot des Islam: Wenn Gott es nicht sieht, dürfen auch Nichtchristen Christstollen essen, wenn sie ihn denn mögen.

Margot Brünner, Reichertshofen

Gibt es keinen schöneren Silvesterwunsch als „Guten Rutsch“? (24. 12.)

Es gibt keinen schöneren Silvestergruß als „Guten Rutsch“! Ich habe letztes Jahr eine einmalig fleißige und freundliche Chinesin als Weihnachtsaushilfe in meinem Laden eingestellt. Sie wünschte jedem Kunden einen „Guten Lutsch“!

Liz Merza, Broomfield

Ich finde den Wunsch „Guten Rutsch“ sehr zeitgemäß. Schließlich drückt er das Bedürfnis der Menschen nach einem Jahreswechsel mit „richtig Winter“ aus. Das heißt: jede Menge Schnee, klarer sonniger Himmel bei knackigem Frost und damit einhergehend viel spiegelglattes Eis zum Schlittschuhlaufen. Da es das heute aus bekannten Gründen – alles Folgen der Erfindung der Dampfmaschine – nicht mehr gibt, wünscht man es sich und seinen Mitmenschen wenigstens.

Martin Reinhardt, Hannover

Doch, den gibt es. Nur ist der (wie manche anderen Sachen auch) in Vergessenheit geraten. Geprägt wurde der allgemeine Mainstream des „Guten Rutsches“ durch eine Verschwörung der Verbandsmittelhersteller, des Berufsverbandes der Orthopäden und Unfallchirurgen und – jedenfalls unbestätigten Gerüchten zufolge – des Berufsverbandes der Physiotherapeuten. Denn was wären die ohne die fiese Weber-C-Fraktur, den gemeinen Bänderriss oder die Sprunggelenksdistorsion? Eben! Und daraus folgt: Phantasie ist angesagt, um sich nette Silvesterwünsche auszudenken. Und natürlich Vorsicht, damit man eben nicht „gut rutscht“.

Sabine Lesch

In und um Schweinfurt wünscht man sich zum Ende des Jahres eigentlich keinen „Guten Rutsch“, sondern einen „Guten Beschluss“, also dass man das alte Jahr noch gut beschließen möge. Allerdings hat sich schon der ein oder andere Zugereiste bei diesem Wunsch gewundert, welche wichtigen Entscheidungen denn noch anstehen … Unser Theologieprofessor hat uns zu guter Letzt immer eine „gelungene Transzendierung“ in das neue Jahr gewünscht …

Christian Klug, Hendungen

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