: letzte Fragen
Warum ist es anstrengender, stillstehende Rolltreppen hochzusteigen? (26. 3.)
Mut zur österlichen Lücke! Nach den schlurfenden, schlürfenden Asiaten nun ein abgebrochener Komparativ! In der Printausgabe der taz hatte das Layout den zweiten Teil der Frage von Lena Schützler schlichtweg geschluckt (schlürf!). Geben wir ihr deshalb noch einmal Gelegenheit zum Nachfragen: „Die stehenden Rolltreppen sind anstrengender als die fahrenden hochzusteigen. Warum???“ Die Antwort auf diese Frage, dachte sich die Red., sei einfach: Weil man auf einer fahrenden Rolltreppe deutlich weniger Stufen zu steigen hat. Deshalb wandelten wir den zweiten Teil der Frage so um, wie er in der Internet-Ausgabe auch zu lesen war: „… als normale Treppen?“ So viele Fragen, so viele Antworten! Voilà:
Zunächst ist festzustellen, dass die Frage nicht zu Ende formuliert ist: Soll es heißen, eine stillstehende Rolltreppe sei anstrengender hochzusteigen als: a) eine nach oben laufende Rolltreppe? b) eine nach unten laufende Rolltreppe? c) eine normale Treppe?
Zu a) Antwort klar! Zu b) Eine nach unten laufende Rolltreppe hochzusteigen ist wahrscheinlich anstrengender als eine stillstehende, es sei denn, der Spiel- und Sporttrieb lässt einen die Sache weniger anstrengend erscheinen, da es eben Spaß macht und energetisierend wirkt, eine nach unten fahrende Rolltreppe hochzusteigen.
Zu c) Ich vermute mal, die Fragestellerin hat diesen Vergleich mit einer normalen Treppe gemeint. Wenn dem so ist, muss ich zunächst der Fragestellerin beipflichten: Es ist tatsächlich anstrengender, eine stillstehende Rolltreppe als eine normale Treppe hochzusteigen, und zwar aus einem subjektiven und einem objektiven Grund: Der subjektive Grund: Man/frau erwartet, dass eine Rolltreppe fährt. Wenn sie stillsteht, macht das Frust, ist energieverzehrend und deshalb eben anstrengend. Der objektive Grund: Die Stufenhöhe von Rolltreppen ist weniger körper- und bewegungsgerecht als die von normalen Treppen.
Die Konstrukteure von Rolltreppen mussten einen Kompromiss finden zwischen ausreichend großer Standfläche, die auch einem Mann mit Schuhgröße 49 und einem Kinderwagen bzw. einer Frau mit Fahrrad (auch wenn offiziell nicht erlaubt!) das Gefühl eines sicheren Standes auf der Rolltreppe vermittelt, und einer Stufenhöhe, die es sportlichen und eiligen Freaks, die Angst haben, die U-Bahn oder ein Rendezvous zu verpassen, gerade noch erlaubt, die Stufen zu nehmen und so mit doppelter Geschwindigkeit voranzukommen (Einsteins Modell eines vorwärts schreitenden Mannes in einem fahrenden Zug!). Eine stillstehende Rolltreppe ist ein Widerspruch in sich und deshalb bei der Konstruktion nicht vorgesehen. Da hätte man ja gleich und viel billiger eine einfache Treppe bauen können. Manfred Metz, Berlin
Weil es aufwärts meistens anstrengender ist als abwärts.
Sebastian Lovens, Berlin
Da wirkt mehreres zusammen; subjektiv muss man den Frust mit hochschleppen, dass man selber laufen muss; subjektiv wirkt die Treppe besonders anstrengend, weil die unteren Stufen sehr flach sind und die restlichen Stufen deshalb noch höher wirken; objektiv sind die Rolltreppen-Stufen überwiegend viel höher als feststehende. Das gleicht sich beim Laufen der Treppe aus, weil der stehende Mensch beim Gehen angehoben wird und so die nächste Stufe dem Fuß ein Stück entgegenkommt. Wanderklause
Der einarmige Komparativ in dieser Frage löst bei mir semantischen Phantomschmerz aus. Hier eine Auswahl möglicher Antworten: Weil der Motor ausgeschaltet ist. Weil man raufläuft statt runter. Weil der Höhenunterschied größer ist als auf dem Sofa. Weil die Schwerkraft auf der Erde stärker ist als auf dem Mond. Peter Maas, Aachen
Weil dem modernen Menschen in solchen Augenblicken der Hang technischer Einrichtungen bewusst wird, den Benutzer zu demütigen. Spricht ihm zunächst die Rolltreppe, durch ihre bloße Anwesenheit, die Kompetenz ab, eine höhere Etage aus eigener Kraft zu erklimmen, verweigert sie im Anschluss noch dazu ihren Dienst.
Eine derartige Doppeldemütigung zusammen mit dem Verkraftenmüssen der augenfälligen Paradoxie einer nicht rollenden Rolltreppe wiegt natürlich sehr schwer auf den Schultern, was in der Folge das Hochsteigen besonders anstrengend macht. Wer diesen Eindruck noch steigern möchte, sollte einmal eine nach unten laufende Rolltreppe hochsteigen, am besten in einem überfüllten Kaufhaus zur Haupteinkaufszeit.
Verena Biederbick, Minden
Weil die Hubarbeit, die sonst vom Rolltreppenmotor erbracht wird, nun von Ihnen selbst geleistet werden muss. Dieses physikalisch doch recht einfach zu beschreibende Phänomen lässt sich auch auf andere Bereiche des alltäglichen Lebens übertragen: So hat es zum Beispiel ein Astronaut gemeinhin schwerer, in die Atmosphäre zu gelangen, wenn seine Rakete stillsteht, als wenn diese im Gegensatz dazu aufsteigt. Noch anstrengender ist es übrigens, wenn die Rolltreppe abwärts läuft. Lars Dohse, Aachen
Warum gibt es keine 50-Watt-Glühbirnen? (26. 3.)
Es gibt keine 50-Watt-Birnen, weil es keine Lampen gibt mit der Einschränkung: „Bis max. 50 Watt“.
Bill Rice, Bielefeld
Die 50-Watt-Glühbirnen sind auf dem Weg der Karriere und Anerkennung einfach noch nicht so weit. Aber wir dürfen zuversichtlich sein, andere haben es auch geschafft: Zum Beispiel der 50-Grad-Waschgang. Früher gab es nur Wäsche bei 30, 60 und 95 Grad, mittlerweile haben sich die 40- und 50-Grad-Waschgänge Spitzenplätze erobert. Entsprechend könnte es bald für die 25-, 40- und 60-Watt-Glühbirnen dünn werden. Sebastian Lovens, Berlin
Nimm halt zwei 25-Watt-Birnen oder eine halbe 100-Watt-Birne!
Tewes Wischmann
ähnlich: Hans Selck, Hamburg
Bei der ersten öffentlichen Vorführung seiner Erfindung verwendete Thomas A. Edison einen Kronleuchter mit 12 Glühbirnen. Der Strom für den Kronleuchter stammte von einem Dynamo, der von einem Pferd angetrieben wurde. Das macht je Glühbirne [1]/12 PS. Da ein 1 PS 735 Watt entspricht, macht das [735]/12 Watt je Glühbirne. So kam es, dass 60-Watt-Glühbirnen zum De-facto-Standard wurden.
Peter Maas, Aachen
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