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letzte Fragen

Wieso wird ‚Russisch Brot‘ nicht in Form von kyrillischen Buchstaben hergestellt? (16. 3.)

Die Historie erklärt es so: Eine russische Delegation kommt nach Wien. Angeblich will der Wiener Hofbäcker als Zeichen der Verbundenheit etwas kreieren, was einerseits dem russischen Brauch entspricht, einem Besucher Brot und Salz zu reichen, andererseits der Wiener Naschsucht nach Süßem entgegenkommt. Weil das Ganze in Wien stattfindet, weil außerdem lateinische Buchstaben leichter zu formen sind als kyrillische (und wahrscheinlich der Bäcker dieser Schrift nicht mächtig ist), sowieso eine starke Affinität der russischen Zarenfamilie an die westlichen (preußischen, französischen) Herrschaftsfamilien, Kulturen und Sitten besteht, weil überdies die industrielle Produktion später (1912) in Dresden beginnt, bleibt es bei den lateinischen Buchstaben.

Wolf Schairer

In Österreich heißt „Russisch Brot“ übrigens „Geduldbiscuit“ oder „Patience“. In Geduld müssen sich nämlich die Kinder üben, bis sie endlich das am Weihnachtsbaum hängende Gebäck verschnabulieren dürfen. Ob sich lateinische Buchstaben leichter aufhängen lassen als kyrillische, weiß ich aber auch nicht.

Karla Vogel, Halle

Blödsinn! Dann wäre es ja „Kyrillisch Brot“, was zwar auch sehr exotisch klingt, aber irgendwie nicht ganz so einprägsam ist. Wer fragt bei Labeln schon nach Sinn und Verstand? Dann müsste man ja erst einmal klären, warum ‚Russisch Brot‘ ein Gebäck und kein Brot ist.

Bert König, Darmstadt

Haben Fische Durst? (16. 3.)

Ja, Süßwasserfische bekommen Durst, wenn sie salziges Meerwasser schlucken!

Otto Rechlin, Dipl. Fischwirt

Die Antwort auf diese Frage ist ganz offensichtlich. Süßwasserfische haben niemals Durst, und Salzwasserfische haben immer Durst.

Marcus Schnuck, Göttingen

Sie trinken ja zumindest. Warum sollten sie das tun, wenn sie keinen Durst haben? Oder reicht der gelegentliche Schwall Wasser, wenn sie mal aus Unachtsamkeit das Maul öffnen???

Michael Beck, Lünen

Der Fisch, der Fisch

liegt ungern auf dem Tisch

er liegt auch ungern auf dem Teller

Dann ist die Laune tief im Keller

Er schwimmt viel lieber rum im Meer

Dort ist das Leben nicht so schwer

Hier ist für ihn gedeckt der Tisch

da freut er sich, der liebe Fisch

hier löscht er seinen großen Durst

alles andre ist ihm Wurst.

Uwe Döhnert, Krefeld

Gibt es unter heiligen Kühen eine Hierarchie (Hackordnung)? (9. 3.)

Da „heilige Kühe“ auch nur Kühe sind, will ich mich mal auf diese beziehen: Und die haben keine Hackordnung, sondern eine Rangordnung. Es gibt zwar eine Leitkuh sowie ranghohe und rangniedere Tiere, aber das ist kein starres System; denn oft ist eine ranghohe Kuh mit einer rangniederen befreundet und verschafft ihr Platz an der Tränke. Oder ein Jungrinderclan setzt sich als Gemeinschaft gegen die älteren Kühe durch – ein Abend im Kuhstall kann jede Fernsehseifenoper ersetzen, was anderes läuft da auch nicht. Nur live.

X. Tapping

Aber selbstverständlich! Denn man schlachtet beim Erwachsenwerden immer zuerst die heilige Kuh, von der man sich bereits am meisten gelöst hat, die also nicht mehr so heilig ist. Zuerst vielleicht das Rebellentum um seiner selbst willen, dann die ideologische Unbedingtheit, gelegentlich sogar das Ich-Prinzip. Aber in der Zeit des Individualismus hat ja jeder seine eigenen Heiligtümer. Jeder schlachtet für sich allein.

Herdis Huep, Bremen

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