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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Titel erheblich beschädigt

■ betr.: „Noch mehr Doktorschwindel“, taz vom 28. 8. 09

Dass Hochschullehrer, das heißt. aus Steuergeldern gut bezahlte Staatsangestellte mit Pflichten zur Bildung und Vorbildwirkung, gegen Bestechungsgelder gekaufte Promotionen unterstützen, ist eigentlich schon Skandal genug. Allerdings ahnte ich bisher jetzt nicht, dass Ethik und Moral der deutschen Professoren so tief am Boden liegen, dass solche kriminellen Handlungen nicht nur mit milden Strafen belegt werden, sondern sogar eine weitere Tätigkeit als Hochschullehrer im Staatsdienst möglich ist. Und da es kein Einzelfall zu sein scheint, wird nicht nur der Wert des Professorentitels, sondern auch der des Doktortitels erheblich beschädigt. „Professor“ heißt „sich bekennen“. Wofür bekennen sich diese Herren (und Damen?)? PROF. DR. MANFRED HOFFMANN, Naunhof/Leipzig

Schwer nachvollziehbar

■ betr.: „Steuerflucht ist ein täglicher Skandal“, taz vom 25. 8. 09, „Haushalte leiden unter der Krise“, taz vom 26. 8. 09

Es ist recht schwer, die Vorgehensweise der PolitikerInnen nachzuvollziehen. Auf der einen Seite werden die öffentlichen Kassen durch sinkende Einnahmen und die verschiedensten Konjunkturmaßnahmen immer leerer, auf der anderen Seite verzichtet der Staat auf Milliardenbeträge, die ihm durch die Steuerflucht gutsituierter BürgerInnen entgehen. Im eklatanten Gegensatz hierzu werden Harz-IV-EmpfängerInnen nach allen Regeln der Kunst bespitzelt: sie könnten ja einige wenige Euros zu viel erhalten haben! HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Lobbyisten sind ein Fluch

■ betr.: „Autos können lauter werden“, taz vom 2. 9. 09

Vor einigen Monaten hat das Bundesumweltamt festgestellt, dass es in Deutschland zu laut ist. Vor allem der Straßenverkehr. Jetzt diktieren die Porschelobbyisten der UN, dass die Autos lauter werden müssen. Die EU will sich anpassen. Nur weil die Autohersteller die Entwicklungs- und Produktionskosten für leisere Autos umgehen und sparen wollen, soll die Masse der Bevölkerung leiden. Diese Lobbyisten sind ein Fluch.

Viele können sich keine Villa in den ruhigen Vororten leisten. Auch die Wohnungen in diesen Vierteln sind zu teuer. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Bundestag mehr Mitsprache bei europäischen Gesetzen verordnet. Hoffentlich nutzen unsere Damen und Herren Abgeordnete das auch zum Wohle ihrer Arbeitgeber, sprich Wählerinnen und Wähler. Besser bekannt auch als Steuerzahler. MARION MANNECK, Essen

Wenig schöne Menschen

■ betr.: „Fernsehen ist Sexappeal. Was macht das Fernsehen mit dem Körper? Es betrügt seine Zuschauer“, sonntaz vom 29. 8. 09

Der Betrug, der im Fernsehen stattfindet, fängt natürlich viel früher an, nämlich bei der Auswahl der Personen. Hier kommen allenthalben Menschen zum Einsatz, die aus hunderten oder tausenden ausgewählt wurden. Die Leute sind in aller Regel schön, schlank und sehen, dank MaskenbildnerInnen, tatsächlich immer tadellos aus. Ich frage mich seit Langem, welche Auswirkungen Film und Fernsehen auf das Weltbild junger Menschen haben. Hier wird eine Scheinrealität vorgegaukelt, der das tatsächliche Leben niemals standhalten kann. Vor einiger Zeit sagte mir eine hochbetagte Dame, es gebe draußen nur wenige schöne Menschen. Gemessen an der Filmwelt hat sie natürlich recht. Für meine Wahrnehmung hängt das Weltbild vieler Mitmenschen in hohem Maße von der Film- und Fernsehwahrnehmung ab. Mode- und Fernsehmagazine, Hochglanzzeitschriften usw. tun ihr Übriges. Selbst bei Kochrezepten werden die abgebildeten Menüs mit farblosem Lack übersprüht, um sie besser aussehen zu lassen.

Solcherart Betrug findet in den Medien ständig statt. Werden nicht gerade junge Menschen um ihre Authentizität, ihre Selbstwahrnehmung, ihre Besonderheiten und damit um ihr Leben betrogen? Ich wünschte, der obige Artikel würde in allen Schulen verteilt, und es würden zum Beispiel Filme konkret im Hinblick auf ihre Täuschungen untersucht. Das verblüfft, ernüchtert und macht zugleich Spaß. HARALD CZACHAROWSKI, Bremen