leserinnenbriefe :
Nackte Wahrheit
■ betr.: „Bildhauer und Provokateur“, taz vom 17. 11. 09
„Einen Lenk wird man so schnell nicht los“, Leserinbrief,taz vom 28. 11. 09
Welche Wahrnehmung hat Frau Stiegeler aus Konstanz, die von der Lenk-Überdrüssigkeit in der Region schreibt? Zehn seenahe Städte und Dörfer ließen sich nicht tölpelhaft hereinlegen, als sie den Künstler einluden, einen Teil der Ortsgeschichte in einer Skulptur darzustellen. Sie wählten bewusst Peter Lenk, weil dieser nicht nur brave Ziegenlieschen und nette Narrenbrunnen gestaltet, sondern die Mächtigen der Gesellschaft schonungslos provoziert, indem er deren Schattenseiten in nackter Wahrheit sichtbar macht. Wie kann Stiegeler den BürgerInnen der Region „Lenk-Müdigkeit“ andichten, wenn diese in Scharen vor dessen Skulpturen diskutierend stehen bleiben, wenn seeferne Touristikunternehmen in ihren Prospekten u. a. Busfahrten zu Lenk-Skulpturen am See anbieten und etwa 10 Prozent aller Internetfotos über Konstanz die Skulpturen Peter Lenks zum Motiv wählten. Alles nur der Verabscheuung und Übersättigung wegen? Der taz Beileid auszusprechen, sie hätte sich unwissend Peter Lenk ins Haus geholt und sei Opfer eines Künstlers, dessen „Genitales-Hässliches-Banales“ sie nicht mehr loswerde, ist der Gipfel der Lächerlichkeit. Diese Zeitung veröffentlichte das Ludwigshafener Triptychon und beschrieb ausführlich die Provokation des Künstlers bzw. die Reaktionen der Menschen. Ich gratuliere der taz zur nackten Wahrheit ihres „Bild“-Hauers. ALFRED HEIM, Radolfzell
Auf die private Seite schauen
■ betr.: „Im Osten wird es hell“, taz vom 26. 11. 09
Dank an Simone Schmollack, die den neuen Genderindex vom Bundesamt für Raumordnung und der Hans-Böckler-Stiftung so kenntnisreich in die nicht vermessenen Regionen dieses Themas einordnet – man merkt: ein weites Feld, das viel umfassender in den Blick kommen sollte. Am Ende des Artikels habe ich mich gefragt, ob diese Art von Index eher der Verschleierung bestehender Denkmuster in punkto geschlechtlicher Arbeitsteilung dient. Das einseitige Zählen ohne inhaltliche Einbettung in gesellschaftliche Gegebenheiten dient mehr dazu, dass subtil an Letzterem vorbeiargumentiert werden kann. Marc Schnittger (H.-Böckler-Stiftung) lässt am Ende allgemein mitteilen, dass mit dem Ergebnis nichts über die Lebensqualität ausgesagt sei. S. Schmollack erläutert dazu: zum Beispiel nichts über Qualität und Dauer der Arbeitsstellen und nichts über die Art der Verteilung entsprechender Fördergelder usw.
Hier ein weiterer Vorschlag, um Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern in punkto Arbeit zu messen: Es müsste nicht nur auf die eine Seite des Feldes geschaut werden. Mindestens sollte sich auch auf die Anteile der Männer (und deren öffentliche Förderung!) sowie der Frauen auf dem der beruflichen Seite gegenüberliegenden Teil bezogen werden, auf die Arbeit, die als privat und reproduktiv eingestuft wird – umso mehr, als die neue Regierung versucht, diesen Teil nicht nur mit kleinen Geldgeschenken konventionell neu zu beleben. HEILWIG KÜHNE, Fischerhude
Vor Monaten undenkbar
■ betr.: „Auf nach … Kopenhagen“, taz vom 28. 11. 09
Es ist erstaunlich und zugleich erfreulich, welche Eigendynamik sich da im Vorfeld des Klimagipfels entfaltet. Sowohl die USA als auch China warten jetzt mit konkreten Minderungszielen auf, in China soll sogar ein Emissionshandelssystem etabliert werden. Das war vor Monaten noch undenkbar! Gleichwohl stellt sich die Frage, wer den Klimaschutz insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern bezahlen soll. Es handelt sich um Milliardensummen (die auch auf uns zukommen), Geld, das hierzulande für Bildung und soziale Zwecke gebraucht wird. Der Euro kann nur einmal ausgegeben werden! CHRISTIAN LUKNER, Bonn
Sonntags einkaufen, nie!
■ betr.: „Sonntags einkaufen, immer?“, taz vom 28. 11. 09
Ich für meinen Teil brauche das Shopping am Sonntag überhaupt nicht, weil ich genug andere Freizeitbeschäftigungen habe und dann lieber ein Buch lese, als mich in den überfüllten Warenhäusern herumzudrücken! Und wenn ich einmal auf Urlaubsreise bin, wundere ich mich über die konsequenten Ladenöffnungszeiten in anderen Ländern: Dort ist zumeist schon am Samstagmittag Schluss mit dem Einkaufen. Der Sonntag bleibt „heilig“ und dient mitnichten dem Shopping, wie es uns Politiker hierzulande immer so gern „verkaufen“ wollen. THOMAS HENSCHKE, Berlin