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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Unüberwindbare Hürden

■ betr.: „Ohne Deutsch kein Visum“, taz vom 31. 3.10

Grundsätzlich spricht wenig dagegen, dass Ehepartner verpflichtet werden, sich um Deutschkenntnisse zu bemühen, bevor sie dauerhaft nach Deutschland ziehen. Absurd wird das ganze Verfahren dann, wenn es objektiv nicht möglich ist, diese Kenntnisse mit zumutbarem Aufwand zu erwerben. In Nigeria z. B. gibt es nur in Lagos ein Goethe-Institut (GI), das die entsprechenden Kurse erteilt und die Prüfungen abnimmt. Dieses GI ist derzeit bis auf weiteres geschlossen. Antragsteller werden zwecks Deutsch-Prüfung von der deutschen Botschaft an die Goethe-Institute in Lomé (Togo) und Accra (Ghana) verwiesen. Oder sie können ihre Kenntnisse direkt gegenüber dem Sachbearbeiter nachweisen, dessen subjektivem Urteil sie dann ausgeliefert wären. Wo sie die Sprachkurse machen sollen, weiß niemand. Selbst wenn das GI offen ist, müssen Menschen aus entfernteren Regionen einen monatelangen Aufenthalt in der teuren Metropole organisieren, um einen Kurs zu machen. Das ganze Konzept scheint wenig durchdacht. Bei den Betroffenen bleibt als Eindruck nur: Eigentlich wollen wir euch nicht, deshalb errichten wir unüberwindbare Hürden. THOMAS MÖSCH, Bonn

„Wir sind durchgeknallt“

■ betr.: „Treffen sich zwei Teilchen“, „Der letzte Grund der Welt“,taz vom 31. 3. 10

Reiner Metzger und Ralf Bönt sind richtig euphorisch! Ist es nicht toll, was Menschen alles können – auf dem Mond landen, Atombomben bauen, Genome manipulieren, und jetzt – als Krönung? – die Schöpfung nachmachen?! Wir können fast schon so viel wie Gott – nur die Organisation unseres Zusammenlebens und die Verwaltung unseres Planeten kriegen wir nicht hin! Da sind wir fast noch in der Steinzeit, und vieles war in der Steinzeit besser und ist seit der technischen Revolution rapide schlechter geworden, weil wir immer tollere Vernichtungsgeräte gebaut haben. „Niemand verbindet mit diesem Teilchenbeschleuniger auch nur einen Gedanken an Profit“, schreibt Metzger treuherzig. Wieso ist er sich so sicher, dass hier nicht der Grundstein für noch fürchterlichere Waffensysteme gelegt wird? „Ein Leben ohne Wissenschaft wird man sich so wenig vorstellen können wie eines ohne Kunst“, beruhigt Bönt prophylaktisch die erhitzten Gemüter. Als Grundlagenforscherin stimme ich dem absolut zu. Die (Zweck-)Freiheit der Forschung muss gewährleistet bleiben. Höchst fällig ist jedoch ein wirklich unabhängiger internationaler Ethikrat aus wirklich verantwortungsvollen Menschen, der solchen gefährlichen und unverantwortlich teuren Spielchen Grenzen setzt. Wir brauchen das Geld so dringend für die Rettung des Planeten, egal wann und wie er durch den Knall entstanden ist. Wir sind durchgeknallt – das ist das Problem, und das müssen wir lösen!

SABINE MIEHE, Marburg

Gesetz für die Pharmaindustrie

■ betr.: „Röslers Pillenmogelei“, taz vom 3. 4. 10

Wenn es Gesundheitsminister Rösler wirklich im Sinn gehabt hätte, Krankenkassen und damit auch die Patientinnen von Kosten zu entlasten, hätte er lediglich den Vertrag von Peter Sawicki, dem Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, zu verlängern brauchen. Dieses Institut, von dem inzwischen im Gesundheitsministerium nicht mehr die Rede ist, hatte effizient geprüft, ob die Medikamente tatsächlich so wirken, wie die Pharmahersteller es angaben. Erst mit dem positiven Nachweis wurden sie von den Krankenkassen bezahlt. Diesen Nachweis den Pharmafirmen selbst zu überlassen, ist gleichsam den Bock zum Gärtner zu machen. Wenn der Minister seine neueste Regelung als „wettbewerblicher und patientenfreundlicher“ beschreibt, dann ist die Rhetorik Röslers in erster Linie Ersteres, nämlich ein Gesetz zugunsten der Pharmaindustrie. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel

Den Rest macht der Wind

■ betr.: „Des Gärtners Mühen“, Anja Maier über Maulwürfe,sonntaz vom 3. 4. 10

Hier habe ich ein ganz einfaches, tierfreundliches, umweltfreundliches und garantiert unschädliches Mittel: Man stellt eine – natürlich leere – Weinflasche mit dem offenen Flaschenhals nach oben in jeden Maulwurfshügel. Den Rest macht der Wind. Die Luft/der Wind, der über den offenen Flaschenhals streicht, erzeugt einen Ton, der den Maulwurf vertreibt. Mit diesem Mittel schütze ich seit Jahren meinen Garten vor dem Maulwurf. ERIKA SCHÄBLER, Würzburg