leserinnenbriefe :
Andere Bilder von Frau und Mann
■ betr.: „Im Namen des Vaters“, taz vom 4. 8. 10
Sex wird nicht immer, aber meist zu zweit praktiziert. Aufgrund der Notwendigkeit, einer Arbeit nachzugehen, meist abends oder nachts. In den Leserbriefen erheben Frauen häufig folgende Vorwürfe gegen Männer: Kürze des Zusammenseins, sich „schäbig“ zu verhalten, verantwortungslos zu sein. (Brut- und Brunstverhalten, wenn dann umgekehrt, übergehe ich).
Meine Fragen zur Verantwortung für jene Sexnacht: Stehen nur Männer auf One-Night-Stands? Wie sah es mit der Verhütung aus? Verantwortlich dafür: beide Teilnehmer. Wie ist Verantwortlichkeit zu verstehen, die aus sexueller Lust oder anderen Gründen ein Kind zeugt, um hinterher die Untauglichkeit des Partners für verantwortliches Verhalten festzustellen? Gibt es schäbige Frauen? 90 Prozent der 1,6 Millionen Alleinerziehenden sind Frauen. 90 Prozent Verantwortung? Oder gibt es auch andere Gründe? 60 Prozent der Väter zahlen unregelmäßig oder keinen Unterhalt. 60 Prozent Verantwortungslosigkeit oder auch andere Gründe?
Welches Frauenbild, welches Männerbild? Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verlangt andere Bilder von Frau und Mann. URSULA LEPPERT, München
Knallharte grüne Essentials
■ betr.: „Der Schwabenaufstand“ u. a., taz vom 7. 8. 10
Nach den derzeitigen Prognosen sieht es ja sehr danach aus, dass nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg im nächsten Jahr Schwarz-Grün regiert, auch die taz hat ja schon mehrfach die Stimmung hierfür ausgelotet, unter anderem im Interview mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag.
Ich wage mal eine Prognose: In harten Koalitionsverhandlungen werden die Grünen einsehen, dass die Arbeiten am neuen Bahnhof leider schon so weit fortgeschritten sind, dass eine Umkehr den Bürger nur noch teurer kommen würde. Aber zumindest werden der CDU schmerzliche Zugeständnisse abgepresst: Das Bahnhofsdach wird mit Solarpaneelen bepflastert, und der Bahnhof wird nicht, wie sich die CDU das gewünscht hat, nach Erwin Teufel oder Günther Oettinger benannt, sondern wahlweise nach Nelson Mandela, Alice Schwarzer, dem Dalai Lama oder Renate Künast. Kommentar nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen durch Boris Palmer: „Im Rahmen der sich bietenden Spielräume konnten wir knallharte grüne Essentials durchsetzen.“ MATHAIS ULLMANN, Dresden
Logisch richtig rum schreiben
■ betr.: „Das Ende des Rechtsdrills“, sonntaz vom 7. 8. 10
Die alltägliche Diskriminierung ist noch subtiler. In der Grundschule wurde meine Tochter dafür gerügt, dass sie Buchstaben und Zahlen oft spiegelbildlich geschrieben hat. Für Linkshänder ein ganz normaler Vorgang. Beim Korkenzieher versteht es jeder. Doch auch unsere Schreibschrift ist auf eine bestimmte Richtung der Bewegung ausgelegt, nämlich rechts rum. Und so ist es für Linkshänder logisch, spiegelbildlich von rechts nach links zu schreiben. Dann wird auch nichts mehr verwischt. Aber machen Sie das mal den „Fachleuten“ an der Grundschule klar.
Meines Wissens war Leonardo da Vinci Linkshänder. Sogenannte Wissenschaftler interpretierten seine spiegelbildlichen Aufzeichnungen als Geheimschrift. Was für ein Schmarrn. Er hat nur logisch richtig rum geschrieben. Möglicherweise ist für Linkshänder auch sonst die sinnvolle Richtung von rechts nach links zum Beispiel beim Lesen oder beim Gang durch Supermarkt.
BERND GÖTTMANN, Ortenberg
Fachleute ausbilden statt anlocken
■ betr.: „Spezialisten dringend gesucht“, taz vom 3. 8. 10
Der Widerspruch, „aus Kostengründen gern Personal abzubauen, um gleichzeitig über fehlendes Personal zu klagen“, zeigt die Unglaubwürdigkeit des Fachkräftemangel. Eher dient das Argument Fachkräftemangel dazu, preiswerte Arbeitskräfte anzulocken, um auf hiesige Arbeitssuchende noch mehr Druck auszuüben, was die Einkommen angeht. Unternehmen, die vergessen haben, ihre eigenen Fachleute auszubilden, und nicht in Berufs-/Studien(aus)bildung investierten, werden jetzt mit Fachkräftemangel belohnt. Berufserfahrungen können nur gemacht werden, wenn nach einer beruflichen Aus-/Weiterbildung auch die Möglichkeit dazu besteht!
RALF KUKE, Erfurt
Auf den Boulevard gestürzt
■ betr.: „Bizarre Sexualpraktiken“, (online) taz vom 6. 8. 10
Der Fall Kachelmann ist ein Fall für das Strafrecht und gehört daher vor Gericht geklärt. Selbstverständlich ist eine Berichterstattung über den Fortgang des juristischen Verfahrens legitim und wichtig. Sexuelle Vorlieben Kachelmanns und seiner Partnerinnen interessieren mich jedoch nicht, und ich meide daher Medien, die dem Boulevard zuzuordnen sind. Zum „Glück“ habe ich jedoch die taz abonniert und erfahre dort unter dem fadenscheinigen Vorwand einer „Umfrage“ auf taz.de dennoch intime Details aus der Intimsphäre des Beschuldigten. Mal ganz abgesehen davon, dass diese „Umfragen“ generell ein Ärgernis sind, ist die taz, die einen ihrer Konkurrenten – absolut zu Recht – regelmäßig als Blut-und-Sperma-Blatt bezeichnet, hier von ihrem hohen moralischen Ross direkt auf den Boulevard gestürzt. Schade. LARS SCHMITZ, Berlin