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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Männer sind körperlich frei

■ betr.: „Im Zweifel für das Kind“, taz vom 28. 1. 11

Simone Schmollack hat sicher Recht, wenn sie vorschlägt, bei getrennt lebenden Eltern zum alleinigen Sorgerecht zurückzukehren. Darüber hinaus brauchen wir ein Gesetz, dass weder die Väter oder die traditionelle Familie, sondern endlich die Mütter bedient.

Die ursprüngliche Idee der Bundesjustizministerin und die Ziele des Vereins „Väteraufbruch für Kinder“, dass biologische Väter automatisch ein Sorgerecht bekommen, halte ich für gefährlich. Nach diesen Vorstellungen können sogar Vergewaltiger versuchen, Rechte durchzusetzen. Ich verstehe nicht, dass sich die Frauenbewegung hier ruhig verhält. Frauen werden, wenn genetische Verwandtschaft der alleinige Maßstab für Vaterrechte wird und die Sorge für das Kind nicht mehr über die Mutter vermittelt wird, in ihrem Rang zu Gebärmaschinen.

Für beide Geschlechter gibt es Vor- und Nachteile. Die biologischen Väter sollten akzeptieren, dass es auch natürliche Nachteile für sie gibt. Frauen tragen körperliche Risiken und Einschränkungen. Sie sind nach der Schwangerschaft nicht mehr die Gleichen. Die Nähe zum Kind ist groß, aber auch die Belastungen. Männer sind körperlich frei. Die Nähe ist automatisch geringer. Kindeswohl bedeutet doch eher, dass Kinder von Interesse und Liebe profitieren, nicht von Einmischungen in Zeugnisse und Religion. Väter können auch ohne Sorgerecht gute Beziehungen zu ihren Kindern haben.

BIRGIT ERGEZINGER, Göttingen

Hat Frau Merkel Angst?

■ betr.: „Merkel beendet Quotendiskussion“, taz vom 3. 2. 11

Was ist das jetzt wieder? Frauen haben Angst vor Frauen beziehungsweise weiblicher Konkurrenz? Hat Frau Merkel Angst, ihr Alleinstellungsmerkmal zu verlieren? Im Grunde bin ich angesichts dieses unsolidarischen Verhaltens ziemlich fassungslos (wobei ich zugeben muss, dass wohl von Frau Merkel nichts anderes zu erwarten war). Allmählich langt es. Eine naive, lebensunerfahrene Familienministerin, die einfach nicht begreifen will, dass sie privilegiert ist. Und eine Kanzlerin, der es, nicht zum ersten Mal, nur um die Macht geht beziehungsweise um die Aufmerksamkeit. Das hatten wir alles schon in männlich. Ich würde in Zukunft gern darauf verzichten!

Weil sie sich nicht trauen, das männliche Normalarbeitsmodell endlich infrage zu stellen und Arbeitszeitverkürzungen zum Gesetz zu erheben, treten sie dann noch gegen die Schwächsten. Kinder brauchen keine Rund-um-die-Uhr-Beaufsichtigung, sondern Freiräume, um sich überhaupt in Richtung mündige, kritische Bürger entwickeln zu können. Aber vor solchen hatten Machthaber(-innen) wohl schon immer Angst. MARION GNUSCHKE, Kassel

Warum diese Einschränkung?

■ betr.: „Burka-Trägerin quittiert Dienst bei der Stadt Frankfurt“,taz vom 5. 2. 11

Während Sie sich in diesem Artikel der politisch/rechtlichen Seite dieser Angelegenheit widmen, würde mich vielmehr der persönlich/familiäre Hintergrund interessieren. Die Frau will nach ihrer Babypause plötzlich nur noch verschleiert an ihren Arbeitsplatz zurück und gibt dafür (nach zehn Jahren!) einen Job im öffentlichen Dienst auf …

Wer oder was hat in der Babypause auf sie eingewirkt, sie derart beeinflusst, einen solchen Schritt zu tun? Wieso ist sie plötzlich bereit sich für die Religion derart einzuschränken? Welche Personen, Gedanken, Umstände haben sie wirklich dazu bewogen?

MARGIT ALEXANDER, Husum

Auswüchse des Massentourismus

■ betr.: „Hauptsache, es regnet nicht“, taz vom 4. 2. 11

Die zitierten Aussagen nach Ägypten reisender Touristen spiegeln die Auswüchse des Massentourismus wider und sind an Zynismus kaum zu überbieten. In einem Land, in dem knapp 50 Prozent der Bewohner nur zwei Dollar pro Tag für die Existenzsicherung zur Verfügung haben, sich einen De-luxe-Urlaub notfalls vom Militär sichern zu lassen oder ganz selbstverständlich die „deutschen Behörden“ – hiermit ist vermutlich das Personal der deutschen Botschaft gemeint, das eigentlich andere Aufgaben zu erledigen hat – gegebenenfalls für die Organisation des „Ausfliegens“ zu vereinnahmen, spricht für sich. Vermutlich glauben diese Touristen auch noch, einen sehr wesentlichen Beitrag zur Entwicklungshilfe zu leisten?

BRIGITTA DORSCHFELDT, Berlin