leserinnenbriefe :
Die Farbe der Gier
■ betr.: „Die Farbe der Freiheit“, Schlagloch von Kerstin Decker, taz vom 6. 4. 11
Die FDP als Inkarnation der Verteidigerin der Freiheit? Da muss ich wirklich laut lachen. Mehr als die sogenannte Freiheit der „freien Berufe“, weiß die FDP kaum noch zu verteidigen.
Soeben wurde von der Bundesregierung das Recht auf den geförderten Übergang in die Selbstständigkeit für Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger abgeschafft. Von einer Freiheit der Berufswahl weiß der Hartz IV-Empfänger ohnehin nur zu träumen. Arbeitslos zu sein ist übrigens kein Privileg der Unterschicht, auch die Oberschicht kennt reine, tätigkeitslose Vermögensbesitzer und „Rentiers“. Gelb? Ich weiß auch nicht, weshalb ich bei dieser Farbe immer an die derzeit verstaatlichte Commerzbank denken muss?
Gelb ist tatsächlich die Farbe der Gier und gleichzeitig – was leider häufig vergessen wird – auch die Farbe der Lüge!
MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln
„Titanic 2.0“
■ betr.: „Sozialdumping als Rezept“ von Ursula Engelen-Kefer,taz vom 5. 4. 11
Trefflicher kann die Überschrift kaum sein. Die Lasten werden derart ungerecht verteilt, dass man es am liebsten laut herausrufen möchte: inhaltlich unterfüttert mit einer Reihe höchst kritischer Knackpunkte von A wie Atom bis Z wie Zins. Waren die damaligen Spötter und Kritiker, die den Begriff EU als „Europas Unglück“ bezeichneten, Spinner oder Voraussehende? Die fatalen Auswirkungen, von Frau Engelen-Kefer deutlich dargestellt, lassen wahrhaftig nichts Gutes erwarten.
Wenn aber selbst Top-Professoren wie Prof. Hankel + Co, die sogar auf Gesetzwidrigkeiten hinweisen, nicht gehört werden, muss dann der bittere Weg noch weitergegangen werden? Rettungsschirm und „Schuldenbremse“ sind makabre Ausdrücke, die realitätsfern sind. Irgendwie kommt mir der Begriff „Titanic 2.0“ in den Sinn. Hoffentlich gibt es dann genügend Rettungsboote – nicht nur für Banken und Politiker … KLAUS-G. WALTHER, Reinbek
FDP-Chef muss nicht Mensch sein
■ betr.: „Wir basteln uns einen FDP-Chef“, taz vom 4. 4. 11
Das ist Willi, der neue FDP-Chef. Na ja, okay, er ist eine Biene, aber ich finde, ein FDP-Chef muss nicht immer ein Mensch sein. Schließlich kann man ja auch mal etwas anderes ausprobieren. Eigentlich ist Willi immer etwas vergesslich und auch etwas schwer von Begriff, aber das wird sich dann vielleicht noch ändern. Sonst ist er ganz okay. Also, man sollte jetzt nicht denken, dass er von den Klamotten her etwas verrückt ist, das liegt nämlich nur daran, dass er vor Kurzem für einen Monat mitten in einem sonnigen Hawaii-Urlaub war. Willi erzählte, dass es wirklich sehr cool dort war, und er lag jeden Tag am Strand und ließ sich ununterbrochen Cocktails und irgendwelche sonstigen Erfrischungsgetränke bringen. Und da er, wie gesagt, gerade aus dem Urlaub zurückkam, wollte er nicht von einem auf den anderen Tag von seinem Hawaii-Service ins wirtschaftliche Geschäftsleben steigen. Deshalb hat er seine Urlaubsbekleidung noch angelassen. Da Willi aber wenigstens ein bisschen nach einem FDP-Chef aussehen soll, hat er sich für sein erstes Foto als FDP-Chef dieses gelbe Sakko übergezogen, bei dem ihm allerdings die Ärmel etwas zu lang sind. Es kann aber auch sein, dass er dieses Outfit jetzt immer anlässt und der eine oder andere Präsident oder Bundeskanzler sich irgendwann bei ihm ansteckt und auch so etwas trägt. Die Bundeskanzler, die so etwas mindestens nach einem Jahr nicht auch anziehen, werden dann nach Hawaii geschickt, und wenn sie es danach immer noch nicht tragen, sind sie nicht als Bundeskanzler geeignet.
MAREIKE WINKLER, 12 Jahre, München