leserInnenbriefe:
taz nord Stresemannstraße 23 22769 Hamburg briefe@taz-nord.de www.taz.de
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.
Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Augenmaß und Ausgewogenheit gefragt
„Mieter*innen auf St. Pauli haben keine Lust mehr auf Kotze vor der Tür“,
taz nord vom 12. 7. 2022
Ich wohne mein ganzes Leben auf St. Pauli und in dieser Straße. Bei allen verständlichen Zugeständnissen an Lokalbesitzer wegen Corona wäre es wünschenswert, irgendwann auch wieder die Anwohner*innen mit zu berücksichtigen. Das betrifft primär die Nutzfläche „Gehweg“, der hier sehr schmal ist und daher leider nicht zeitgleich von Gastro und Anwohner*innen genutzt werden kann, aber sicher auch die ohnehin spärlichen Parkplatzflächen. Während ich den Luxus genieße, nicht auf einen PKW angewiesen zu sein, sind hier noch immer viele Arbeiter*innen, für die das öffentliche Nahverkehrsnetz nicht ausreichend ausgebaut ist. Keiner will die Gäste, Party oder Lokale verdrängen, oder ist sich des Stadtteils nicht bewusst, in dem man lebt. Umgekehrt ist dies nicht (nur) das gentrifizierte Pauli, sondern eben auch ein St. Pauli der Arbeiterklasse. Augenmaß und Ausgewogenheit sind gefragt.
1837479 auf taz.de
Trauriges Schlusslicht
„Hamburger Senat hält an der ‚Monsterbrücke’ fest“,
taz nord vom 30. 6. 2022
Die Beratungsresistenz des Hamburger Senates bei der „Monsterbrücke“ kommt leider wenig überraschend. Schließlich gibt es an der Elbe das grundsätzliche Problem, dass die gesamte Stadtplanung häufig höchst intransparent im stillen technokratischen Kämmerlein stattfindet. Das haben schon andere „Vorzeige“-Projekte wie etwa das Paulihaus oder der Elbtower gezeigt, wo die Zivilgesellschaft von vornherein regelrecht ausgeschlossen wurde, obwohl beide Gebäude vor allem mit ihrem sehr einseitigen Fokus auf eine abgehobene Oberschicht stark polarisieren. Deshalb hilft hier nur ein echtes Umdenken bei SPD und Grünen aus der Misere, damit Hamburg nicht weiter bei einer partizipativen und sozial integrativen Stadtentwicklungspolitik ein trauriges Schlusslicht in Europa bleibt!
Rasmus Helt, Hamburg
Nackt ist normal
„Freie Brust für alle“,
taz nord vom 29. 6. 2022
Ein großes potenzielles Problem scheint ja das „Anstarren nackter Brüste“ zu werden, sobald Frauen oben-ohne im Schwimmbad herumlaufen. Meine Erfahrung von vielen Jahren Sauna und FFK ist eine ganz andere: Sobald viele oder gar alle Frauen oben-ohne herumlaufen, geht das Anstarren deutlich zurück. Ich habe in meinem Leben etliche Freundinnen mit an einen „offiziellen“ FKK-See genommen – „offiziell“ heißt, betreut von einem FKK-Verein mit Nackt-Sein-Pflicht. Natürlich hatten sie alle zunächst Bedenken, dann aber stets dieselbe Erfahrung: Hier wird ja viel weniger geglotzt und taxiert als am normalen Badesee, es ist ja viel angenehmen. Und auch keine Spanner im Busch. Wenn viele oder alle oben-ohne rumlaufen, ist nackt plötzlich normal.
Michael Carus, Hürth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen