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leserInnenbriefe

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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Nicht an heutigen Maßstäben zu messen

„Schluss mit lustig“,

taz nord vom 30. 7. 20

Der Film ist 35 Jahre alt. 35! Wer sich klarmacht, was in dieser Zeitspanne alles ins Rollen gekommen ist in Sachen Sexismus, Rassismus, Rollenbilder, Political Correctness, dem muss der Gedanke, diesen Film an heutigen moralischen Maßstäben zu messen, völlig absurd erscheinen. Anstatt zu streiten, ob man den Otto-Film zeigen, verbieten oder beschneiden sollte, könnte man sich auch verwundert und erfreut die Augen reiben und feststellen: „Wow! Es ändert sich ja tatsächlich was. Und es geht immer schneller!“ Wir werden noch vieles entdecken, was uns heute normal erscheint und morgen völlig daneben. So ist es. Das ist gut. Und ich persönlich mag mich lieber um eine immer bessere Zukunft mühen, als meine Zeit für Filme, Bücher, Bilder der Vergangenheit zu verschwenden. Harald Berenfänger, taz.de

Filmszene ist Bloßstellung rassistischer Menschen

„Schluss mit lustig“,

taz nord vom 30. 7. 20

Der „Rassismus“ dieser Szene ist ein wenig vergleichbar mit dem, wie er in „Ein Herz und eine Seele“ von Alfred Tetzlaff dargestellt wurde. Aus linker oder emanzipatorischer Perspektive eine offensichtliche Karikatur und Bloßstellung von rassistisch eingestellten Menschen der damaligen Gesellschaft, und doch wurde diese Figur gleichzeitig ebenfalls so wahrgenommen, als würde sie überspitzt und überzeichnet doch ein konservativ-rechtes Weltbild positiv, also letztlich bejahend, reproduzieren.

Beim hier besprochenen Film lohnt es sich, noch eine weitere Szene in den Blick zu nehmen. Otto kommt in eine Biker-Kneipe und plötzlich wird alles still. Ihm wird dann eine Falle gestellt, in die Otto hineintappt. Er wird gefragt, wie ein Eskimo (…) pinkele. Er weiß die Antwort nicht. Der Biker lässt daraufhin in Leistenhöhe ein paar Eiswürfel aus seiner Hand fallen. Otto lacht sich anbiedernd, der Rest bleibt ruhig. Daraufhin erklärt der Barkeeper, dass der Witz rassistisch sei, und stellt eine neue Frage. Hier wird der Zuschauer ganz offensichtlich darauf gestoßen, wie der Rassismus im Film zu lesen ist.Marius, taz.de

Sorgearbeit kann man nicht auswendig lernen

„Schützen oder gängeln“,

taz nord vom 28. 7. 20

Wo Achtgeben in Bevormunden umschlägt? Da, wo der Abstand zwischen Betreuern und Betreuten so groß wird, dass individuelle Eigenheiten nicht mehr zu erkennen sind und schon deswegen nicht beachtet werden (brauchen). Carearbeit will nicht nur auswendig gelernt sein wie eine mathematische Formel. Wie eigentlich jede andere Arbeit muss auch die sogenannte „Sorgearbeit“ vor allem sinngemäß begriffen werden, wenn sie nicht nur für eine Seite als hilfreich erlebbar sein soll. Die Erkenntnis, dass es eine „saubere“ Trennung zwischen „Behinderten“ und „gesunden“ Menschen gar nicht gibt, dass jeder von uns seine eigenen „Baustellen“ hat und Arroganz schon deshalb fehl am Platz ist, wäre also ein guter Anfang. Mowgli, taz.de

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